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Schrift 110. Beziehung der Justierer zu den einzelnen Sterblichen |
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Schrift 112. Fortleben der Persönlichkeit |
111:0.1 DIE Gegenwart des göttlichen Justierers im menschlichen Verstand macht es Wissenschaft und Philosophie für immer unmöglich, zu einem befriedigenden Verständnis der sich entwickelnden Seele der menschlichen Persönlichkeit zu gelangen. Die morontielle Seele ist das Kind des Universums und man kann sie nur durch kosmische Schau und geistige Entdeckung wirklich kennen.
111:0.2 Die Vorstellung von einer Seele und einem innewohnenden Geist ist auf Urantia nicht neu; sie ist in den verschiedenen planetarischen Glaubenssystemen häufig erschienen. Viele orientalische und einige abendländische Religionen haben erkannt, dass der Mensch zugleich göttlicher Abkunft und von seinem Erbe her menschlich ist. Das Fühlen der inneren Gegenwart zusätzlich zu der äußeren Allgegenwart der Gottheit ist seit langem ein Teil vieler Religionen Urantias. Die Menschen glauben seit langem, dass es etwas gibt, was im Inneren der menschlichen Natur wächst, etwas Wesentliches, was bestimmt ist, die kurze Spanne des zeitlichen Lebens zu überdauern.
111:0.3 Bevor die Menschen realisierten, dass ihre sich entwickelnde Seele durch einen göttlichen Geist ins Leben gerufen wurde, dachten sie, sie wohne in verschiedenen physischen Organen — in den Augen, in der Leber, in den Nieren, im Herzen und später im Hirn. Der Wilde verknüpfte die Seele mit Blut, Atem, Schatten und mit seinem Spiegelbild im Wasser.
111:0.4 In ihrer Vorstellung vom Atman kamen die Hindulehrer tatsächlich einer richtigen Einschätzung der Natur und Gegenwart des Justierers nahe, aber es gelang ihnen nicht, ihn von der gleichzeitigen Anwesenheit der sich entwickelnden und potentiell unsterblichen Seele zu unterscheiden. Die Chinesen hingegen erkannten zwei Aspekte eines Menschenwesens, das Yang und das Yin, die Seele und den Geist. Die Ägypter und viele afrikanische Stämme glaubten ebenfalls an zwei Faktoren, das Ka und das Ba; gewöhnlich wurde nicht an eine Vorausexistenz der Seele, sondern nur des Geistes geglaubt.
111:0.5 Die Bewohner des Niltales glaubten, dass jedem begünstigten Einzelwesen bei der Geburt oder kurz darauf ein schützender Geist zuteil werde, den sie Ka nannten. Sie lehrten, dass dieser Geist während des ganzen Lebens bei seinem Schutzbefohlenen bleibe und ihm in den zukünftigen Zustand vorausgehe. An den Wänden eines Tempels von Luxor, wo die Geburt Amenhoteps III. dargestellt ist, sieht man den kleinen Prinzen auf dem Arm des Nilgottes, und neben ihm befindet sich ein anderes, scheinbar mit dem Prinzen identisches Kind, das ein Symbol jener Wesenheit ist, welche die Ägypter das Ka nannten. Diese Skulptur wurde im fünfzehnten Jahrhundert vor Christus ausgeführt.
111:0.6 Man stellte sich dieses Ka als einen höheren geistigen Genius vor, der wünschte, die mit ihm verbundene menschliche Seele auf bessere Pfade zeitlicher Lebensweise zu lenken, aber insbesondere das Schicksal des menschlichen Schutzbefohlenen im Jenseits zu beeinflussen. Wenn ein Ägypter jener Zeit verstarb, rechnete man damit, dass das Ka ihn am anderen Ufer des Großen Flusses erwarte. Zuerst wurde angenommen, nur Könige hätten ein Ka, aber bald glaubte man, dass alle rechtschaffenen Menschen eines besäßen. Ein ägyptischer Herrscher sagte von dem Ka in seinem Herzen Folgendes: „Ich war nicht gleichgültig gegen seine Worte; ich fürchtete mich davor, seine Weisungen zu übertreten. Ich gedieh dabei prächtig; ich war so erfolgreich wegen dessen, was es mich zu tun bewog; ich zeichnete mich aus wegen seiner Führung.“ Viele glaubten, dass das Ka „in jedem ein Orakel Gottes“ sei. Viele glaubten, sie würden „die Ewigkeit freudigen Herzens in der Gunst Gottes, der in euch ist, verbringen“.
111:0.7 Jede Rasse der sich entwickelnden Sterblichen Urantias hat ein Wort, das der Vorstellung von der Seele entspricht. Viele primitive Völker glaubten, die Seele blicke durch die menschlichen Augen in die Welt hinaus; deshalb fürchteten sie sich so feige vor der Heimtücke des bösen Blicks. Lange haben sie geglaubt, dass „der Geist des Menschen das Licht des Herrn ist“. Der Rigveda sagt: „Meine Seele spricht zu meinem Herzen.“
111:1.1 Obwohl das Wirken der Justierer geistiger Natur ist, müssen sie all ihre Arbeit zwangsläufig auf einer intellektuellen Grundlage verrichten. Der Verstand ist der menschliche Boden, aus dem der geistige Mentor in Zusammenarbeit mit der bewohnten Persönlichkeit die morontielle Seele entwickeln muss.
111:1.2 Auf den verschiedenen Verstandesebenen des Universums der Universen herrscht eine kosmische Einheit. Das intellektuelle Selbst hat seinen Ursprung im kosmischen Verstand, ganz so wie Nebel aus den kosmischen Energien des Universumsraums hervorgehen. Auf der menschlichen (also persönlichen) Ebene des intellektuellen Selbst wird im Einverständnis mit dem menschlichen Verstand das Potential geistiger Evolution beherrschend aufgrund der geistigen Begabung der menschlichen Persönlichkeit und der schöpferischen Gegenwart einer Kern-Wesenheit absoluten Wertes in diesem menschlichen Selbst. Aber solch eine geistige Beherrschung des materiellen Verstandes hängt von zwei Erfahrungen ab: Dieser Verstand muss sich durch das Wirken der sieben mentalen Hilfsgeiste entwickelt haben, und das materielle (persönliche) Selbst muss sich für die Zusammenarbeit mit dem innewohnenden Justierer entschließen, um das morontielle Selbst, die evolutionäre und potentiell unsterbliche Seele zu erschaffen und großzuziehen.
111:1.3 Der materielle Verstand ist der Schauplatz, wo die menschlichen Persönlichkeiten leben, ihrer selbst bewusst sind, Entscheidungen treffen, Gott wählen oder sich von ihm abwenden, sich verewigen oder vernichten.
111:1.4 Die materielle Evolution hat euch eine Lebensmaschine, euren Körper, zur Verfügung gestellt; der Vater selber hat euch mit der reinsten im Universum bekannten geistigen Realität, mit eurem Gedankenjustierer ausgestattet. Aber in eure Hände ist der Verstand gelegt worden, der euren eigenen Entscheidungen unterworfen ist, und durch den Verstand lebt oder sterbt ihr. In diesem Verstand und mittels dieses Verstandes trefft ihr jene sittlichen Entscheidungen, die euch befähigen, dem Justierer ähnlich zu werden, was heißt, Gott ähnlich zu werden.
111:1.5 Der sterbliche Verstand ist ein vorübergehendes intellektuelles System, das den menschlichen Wesen für die Dauer eines materiellen Lebens zum Gebrauch geliehen ist, und je nachdem, wie sie diesen Verstand benutzen, akzeptieren oder verwerfen sie das Potential ewiger Existenz. Der Verstand ist so ziemlich die einzige Universumsrealität, die eurem Willen unterworfen ist, und die Seele — das morontielle Selbst — wird ein getreues Bild der Ernte zeitlicher Entscheidungen sein, die das sterbliche Selbst trifft. Das menschliche Bewusstsein ruht sanft auf den elektrochemischen Mechanismen unter ihm und berührt nach oben delikat das geistig-morontielle Energiesystem. Keines dieser beiden Systeme nimmt das menschliche Wesen in seinem irdischen Leben je vollkommen bewusst wahr; deshalb muss es im Verstand arbeiten, dessen es bewusst ist. Und nicht so sehr das, was der Verstand versteht, als das, was der Verstand zu verstehen wünscht, sichert das Fortleben. Nicht so sehr, wie der Verstand ist, als wie er sich zu sein anstrengt, bedeutet eine Identifikation mit dem Geist. Nicht so sehr die Tatsache, dass der Mensch sich Gottes bewusst ist, als dass er sich nach Gott sehnt, hat den Aufstieg im Universum zur Folge. Was ihr heute seid, ist weniger wichtig, als was ihr Tag für Tag und in der Ewigkeit werdet.
111:1.6 Der Verstand ist das kosmische Instrument, auf dem der menschliche Wille die Missklänge der Zerstörung spielen kann, oder dem derselbe menschliche Wille die erlesenen Melodien der Identifikation mit Gott und des daraus folgenden ewigen Fortlebens entlocken kann. Der dem Menschen geschenkte Justierer ist letztlich gegen alles Schlechte gefeit und der Sünde unfähig, aber der menschliche Verstand kann durch das sündige Ränkespiel eines perversen und eigensüchtigen menschlichen Willens verdreht, verbogen, schlecht und hässlich werden. Ebenso kann derselbe Verstand im Einvernehmen mit dem vom Geist erleuchteten Willen eines Gott kennenden Menschenwesens edel, schön, wahr und gut — wirklich groß — werden.
111:1.7 Gänzlich stabil und verlässlich ist der evolutionäre Verstand nur, wenn er sich an den beiden extremen Enden der kosmischen Intellektualität manifestiert — dem völlig mechanisierten und dem durch und durch vergeistigten. Zwischen den intellektuellen Extremen rein mechanischer Kontrolle und wahrer geistiger Natur befindet sich das gewaltige Heer der sich entwickelnden und aufsteigenden Verstandeswesen, deren Stabilität und Ruhe von ihrer persönlichen Wahl und Identifikation mit dem Geiste abhängen.
111:1.8 Aber der Mensch übergibt dem Justierer seinen Willen nicht in passiver, sklavischer Weise. Vielmehr entschließt er sich, dessen Führung aktiv und in positivem und kooperativem Geiste zu folgen, wenn ihm bewusst wird, dass diese Führung von den Wünschen und Impulsen des natürlichen menschlichen Verstandes abweicht. Die Justierer manipulieren wohl den Verstand des Menschen, beherrschen ihn aber nie gegen seinen Willen; für die Justierer steht der menschliche Wille zualleroberst. Sie achten ihn hoch und respektieren ihn, während sie sich bestreben, auf dem beinah unbegrenzten Kampfplatz des sich entwickelnden menschlichen Intellektes die geistigen Ziele der Gedankenjustierung und der Charakterverwandlung zu erreichen.
111:1.9 Der Verstand ist euer Schiff, der Justierer euer Lotse, und der menschliche Wille ist der Kapitän. Der Herr über das menschliche Boot sollte die Weisheit haben, es dem göttlichen Lotsen vertrauensvoll zu überlassen, die aufsteigende Seele in den morontiellen Hafen ewigen Fortlebens zu steuern. Nur aus Eigensucht, Trägheit und Sündhaftigkeit kann der menschliche Wille die Führung eines so liebevollen Lotsen ablehnen, kann die irdische Laufbahn an den üblen Klippen zurückgewiesener Barmherzigkeit und an den Felsen bejahter Sünde Schiffbruch erleiden. Mit eurem Einverständnis wird euch dieser treue Lotse unversehrt durch die Sperren der Zeit und die Behinderungen des Raums an die Quelle des göttlichen Verstandes selbst führen und darüber hinaus sogar bis zum Paradies-Vater der Justierer.
111:2.1 In allen Verstandesfunktionen der kosmischen Intelligenz beherrscht die Gesamtheit des Verstandes stets die Teile intellektueller Funktion. Der Verstand ist in seiner Essenz funktionale Einheit; deshalb zeigt er immer und unfehlbar seine angeborene Einheit, auch wenn er durch die unweisen Handlungen und Entscheide eines missgeleiteten Selbst gestört und gehindert wird. Und diese Einheit des Verstandes sucht ausnahmslos nach geistiger Koordination auf allen Ebenen des Zusammenwirkens mit dem Selbst all jener, die die Würde des Willens und die Vorrechte des Aufstiegs besitzen.
111:2.2 Der materielle Verstand des sterblichen Menschen ist der kosmische Webstuhl, der das morontielle Gewebe trägt, in das der innewohnende Gedankenjustierer die geistigen Urmuster eines Universumscharakters bleibender Werte und göttlicher Bedeutungen webt — einer fortlebenden Seele mit ultimer Bestimmung und nie endender Laufbahn, eines potentiellen Finalisten.
111:2.3 Die menschliche Persönlichkeit ist mit Verstand und Geist assoziiert, die in einem materiellen Körper durch das Leben in funktioneller Beziehung zusammengehalten werden. Das Ergebnis dieser zwischen Verstand und Geist funktionierenden Beziehung ist nicht irgendeine Kombination der Eigenschaften oder Attribute von Verstand und Geist, sondern vielmehr ein völlig neuer, originaler und einmaliger Universumswert von potentiell ewiger Dauer, die Seele.
111:2.4 Es gibt drei und nicht zwei Faktoren der evolutionären Entstehung solch einer unsterblichen Seele. Diese drei Vorläufer der morontiellen menschlichen Seele sind:
111:2.5 1. Der menschliche Verstand und alle kosmischen Einflüsse, die ihm vorausgegangen sind und auf ihn einwirken.
111:2.6 2. Der göttliche Geist, der diesem menschlichen Verstand innewohnt und alle Potentiale, die in der Natur eines solchen Fragmentes absoluter Geistigkeit liegen, zuzüglich aller im menschlichen Leben hinzutretenden geistigen Einflüsse und Faktoren.
111:2.7 3. Die Beziehung zwischen materiellem Verstand und göttlichem Geist, die einen Wert darstellt und eine Bedeutung hat, die sich weder im einen noch anderen Faktor dieser Vereinigung finden. Die Realität dieser einzigartigen Beziehung ist weder materiell noch geistig, sondern morontiell. Es ist die Seele.
111:2.8 Die Mittler-Geschöpfe nennen die sich entwickelnde Seele des Menschen seit langem Zwischenverstand im Unterschied zu dem tiefer stehenden oder materiellen Verstand und dem höheren oder kosmischen Verstand. Dieser Zwischenverstand ist wirklich ein morontielles Phänomen, da er sich im Reich zwischen Materiellem und Geistigem befindet. Das Potential solch einer morontiellen Entwicklung ist den zwei universalen Antrieben des Verstandes eingeboren: Es liegt im Impuls des endlichen Geschöpfesverstandes, Gott zu kennen und die Göttlichkeit des Schöpfers zu erreichen, und im Impuls des unendlichen Schöpferverstandes, den Menschen zu kennen und zur Erfahrung des Geschöpfes zu gelangen.
111:2.9 Dieser himmlische Vorgang der Evolution der unsterblichen Seele wird möglich, weil der Verstand des Sterblichen erstens persönlich ist und zweitens in Kontakt mit übertierischen Realitäten steht; er besitzt eine übermaterielle Ausstattung mit kosmischen Wirkkräften, welche die Entwicklung einer sittlichen Natur, die zu sittlichen Entscheidungen fähig ist, sichert und dadurch einen echten schöpferischen Kontakt mit den vereinigten geistigen Einflüssen und dem innewohnenden Gedankenjustierer schaffen kann.
111:2.10 Das unvermeidliche Ergebnis dieser Vergeistigung des menschlichen Verstandes durch Kontakt ist die allmähliche Geburt einer Seele, des gemeinsamen Abkömmlings eines kooperativen Verstandes, der von einem sich nach der Kenntnis Gottes sehnenden menschlichen Willen beherrscht wird, und seiner Zusammenarbeit mit den geistigen Universumskräften, die unter der Kontrolle eines wirklichen Fragmentes des Gottes der ganzen Schöpfung — dem Unergründlichen Mentor — stehen[1]. Auf diese Weise transzendiert die materielle und menschliche Realität des Selbst die zeitlichen Begrenzungen des physischen Lebensapparates und erreicht einen neuen Ausdruck und eine neue Identifikation in dem sich entwickelnden Träger der Kontinuität des Selbst, der morontiellen unsterblichen Seele.
111:3.1 Die Fehler des vergänglichen Verstandes und die Irrtümer menschlichen Verhaltens können die Entwicklung der Seele merklich verzögern, obwohl sie dieses morontielle Phänomen nicht verhindern können, nachdem es einmal im Einverständnis mit dem Willen des Geschöpfes durch den innewohnenden Justierer in Gang gesetzt worden ist. Aber derselbe materielle menschliche Wille ist befugt, zu jedem Zeitpunkt vor dem Tod auf seine Wahl zurückzukommen und das Fortleben zu verwerfen. Selbst noch nach dem Fortleben behält der aufsteigende Sterbliche das Vorrecht, sich gegen das ewige Leben zu entscheiden; zu jedem der Fusion mit dem Justierer vorausgehenden Zeitpunkt steht es dem sich entwickelnden, aufsteigenden Geschöpf frei, den Willen des Paradies-Vaters nicht länger zu verfolgen. Die Fusion mit dem Justierer drückt aus, dass der aufsteigende Sterbliche sich bedingungslos und auf ewig für die Ausführung des Willens des Vaters entschieden hat.
111:3.2 Während des irdischen Lebens ist die sich entwickelnde Seele befähigt, die übermateriellen Entscheidungen des menschlichen Verstandes zu verstärken. Da die Seele übermateriell ist, kann sie nicht von sich aus auf der materiellen menschlichen Erfahrungsebene funktionieren. Auch kann diese unter-geistige Seele nicht ohne die Mitarbeit irgendeines Geistes der Gottheit wie des Justierers oberhalb der morontiellen Ebene wirken. Ebenso wenig trifft die Seele endgültige Entscheidungen, bevor Tod oder Entrückung die materielle Vereinigung mit dem menschlichen Verstand aufheben, außer der materielle Verstand übergebe diese Autorität aus freien Stücken der mit ihm zusammenwirkenden morontiellen Seele. Zu Lebzeiten befindet sich der menschliche Wille, die Macht der Persönlichkeit zu entscheiden und zu wählen, in den materiellen Verstandeskreisläufen; mit fortschreitendem irdischem Wachstum des Sterblichen identifiziert sich dieses Selbst mit seinen unschätzbaren Vorrechten des Wählens immer stärker mit der erwachenden morontiellen seelischen Wesenheit; nach dem Tod und der darauf folgenden Auferstehung auf den Residenzwelten ist die menschliche Persönlichkeit mit dem morontiellen Selbst vollkommen identisch. Somit ist die Seele der Embryo des zukünftigen morontiellen Trägers der Persönlichkeitsidentität.
111:3.3 Diese unsterbliche Seele ist zuerst in ihrem Wesen völlig morontiell, aber sie besitzt ein derartiges Entwicklungsvermögen, dass sie ausnahmslos zu den wahren geistigen Wertebenen der Fusion mit den Geisten der Gottheit aufsteigt, üblicherweise mit demselben Geist des Universalen Vaters, der dieses schöpferische Phänomen im Geschöpfesverstand ursprünglich ausgelöst hat.
111:3.4 Menschlicher Verstand und göttlicher Justierer sind sich der Gegenwart und verschiedenen Natur der sich entwickelnden Seele bewusst — der Justierer voll und ganz, der Verstand teilweise. Die Seele wird sich entsprechend ihrem eigenen evolutionären Wachstum sowohl des Verstandes als auch des Justierers als mit ihr verbundener Wesenheiten immer bewusster. Die Seele hat an den Eigenschaften des menschlichen Verstandes ebenso teil wie an denen des göttlichen Geistes, entwickelt sich aber beharrlich in Richtung auf eine erhöhte geistige Kontrolle und göttliche Beherrschung durch Herausbildung einer Verstandesfunktion, deren Bedeutungen sich mit wahren geistigen Werten zu koordinieren trachten.
111:3.5 Der Werdegang des Sterblichen, seine seelische Entwicklung, ist nicht so sehr eine Prüfung als eine Erziehung. Der Glaube an das Fortleben höchster Werte ist das Herzstück der Religion; echte religiöse Erfahrung besteht in der Vereinigung höchster Werte und kosmischer Bedeutungen als einer Verwirklichung universeller Realität.
111:3.6 Der Verstand kennt Quantität, Realität und Bedeutungen. Aber Qualität — Werte — fühlt man. Was fühlt, ist die wechselseitige Schöpfung des Verstandes, der kennt, und des zugesellten Geistes, der Realität entstehen lässt.
111:3.7 Insofern als sich die in Entwicklung begriffene morontielle Seele von Wahrheit, Schönheit und Güte als einer Werte-Verwirklichung des Gottesbewusstseins durchdringen lässt, wird das dabei entstehende Wesen unzerstörbar. Wenn es in der sich entwickelnden Seele des Menschen kein Fortleben ewiger Werte gibt, ist die irdische Existenz ohne Bedeutung, und das Leben selber ist eine tragische Illusion. Aber es bleibt ewig wahr: Was ihr in der Zeit beginnt, werdet ihr mit Sicherheit in der Ewigkeit zu Ende führen — wenn es wert ist, beendigt zu werden.
111:4.1 Wahrnehmung ist der intellektuelle Prozess des Zusammenpassens der von der äußeren Welt empfangenen sensorischen Eindrücke mit den Gedächtnismodellen des Einzelwesens. Verstehen bedeutet, dass diese wahrgenommenen sensorischen Eindrücke und die ihnen zugesellten Gedächtnismodelle darüber hinaus zu einem dynamischen Netzwerk von Prinzipien integriert und organisiert worden sind.
111:4.2 Bedeutungen werden abgeleitet aus einer Kombination von Wahrnehmen und Verstehen. In einer restlos sensorischen oder materiellen Welt gibt es keine Bedeutungen. Bedeutungen und Werte werden nur in den inneren oder übermateriellen Sphären der menschlichen Erfahrung wahrgenommen.
111:4.3 Die Fortschritte wahrer Zivilisation werden alle in dieser inneren Welt der Menschheit geboren. Nur das innere Leben ist wahrhaft schöpferisch. Die Zivilisation kann schwerlich Fortschritte machen, wenn die Mehrheit der Jugend einer Generation ihre Interessen und Energien auf die materialistische Beschäftigung mit der sensorischen oder äußeren Welt richtet.
111:4.4 Die innere und die äußere Welt haben einen verschiedenen Wertekatalog. Jedwelche Zivilisation ist gefährdet, wenn drei Viertel ihrer Jugendlichen materialistische Berufe ergreifen und sich der Verfolgung der sensorischen Aktivitäten der äußeren Welt verschreiben. Die Zivilisation befindet sich in Gefahr, wenn die Jungen es versäumen, sich für Ethik, Soziologie, Eugenik, Philosophie, die schönen Künste, Religion und Kosmologie zu interessieren.
111:4.5 Nur auf den höheren Ebenen des überbewussten Verstandes, wo dieser an das geistige Reich menschlicher Erfahrung grenzt, kann man jene höheren Konzepte zusammen mit wirksamen Haupt-Urmustern finden, die zum Bau einer besseren und dauerhafteren Zivilisation beitragen werden. Die Persönlichkeit ist von Natur aus schöpferisch, aber sie kann nur im Innenleben des Einzelnen schöpferisch wirken.
111:4.6 Schneekristalle haben immer eine sechseckige Form, aber nie sind ihrer zwei gleich. Kinder gehören gewissen Typen an, aber nie sind ihrer zwei genau gleich, auch nicht im Fall von Zwillingen. Persönlichkeit hält sich an gewisse Typen, ist aber immer einmalig.
111:4.7 Glück und Freude entspringen dem inneren Leben. Wahre Freude kann nicht allein erfahren werden. Ein einsames Leben ist für das Glück unheilvoll. Selbst Familien und Nationen werden sich stärker am Leben freuen, wenn sie es mit anderen teilen.
111:4.8 Ihr könnt die äußere Welt — euer Umfeld — nicht vollständig kontrollieren. Eurer Führung am stärksten unterworfen ist die Kreativität der inneren Welt, weil eure Persönlichkeit dort so weitgehend von den Fesseln der Gesetze von Ursache und Wirkung befreit ist. Mit der Persönlichkeit ist eine begrenzte Souveränität des Willens verbunden.
111:4.9 Da das innere Leben des Menschen wahrhaft schöpferisch ist, fällt jeder Person die Verantwortung für die Wahl zu, ob diese Kreativität spontan und völlig zufällig oder aber kontrolliert, gerichtet und konstruktiv sein soll. Wie kann eine schöpferische Vorstellungskraft achtbare Ergebnisse zeitigen, wenn der Ort ihres Wirkens bereits von Vorurteilen, Hass, Ängsten, Ressentiments, Rachegefühlen und Fanatismus besetzt ist?
111:4.10 Ideen können Reizen aus der äußeren Welt entspringen, aber Ideale werden nur in den schöpferischen Reichen der inneren Welt geboren. Heutigentags werden die Nationen der Welt von Menschen geleitet, die von Ideen überquellen, aber nur armselige Ideale besitzen. Das ist die Erklärung von Armut, Trennung, Krieg und Rassenhass.
111:4.11 Hierin liegt das Problem: Wenn der mit freiem Willen begabte Mensch über die Macht der Kreativität des inneren Menschen gebietet, dann müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die mit freiem Willen begabte Kreativität auch das Potential der mit freiem Willen begabten Destruktivität umfasst. Und wenn sich Kreativität in Destruktivität verwandelt, stehen wir den Verwüstungen des Üblen und der Sünde gegenüber — Unterdrückung, Krieg und Vernichtung. Das Üble ist eine bruchstückhafte Kreativität, die zu Desintegration und schließlicher Zerstörung neigt. Jeder Konflikt ist übel, indem er die schöpferische Funktion des inneren Lebens hemmt — er ist eine Art Bürgerkrieg in der Persönlichkeit.
111:4.12 Innere Kreativität trägt zur Charakterveredlung durch Persönlichkeitsintegration und Einigung des Selbst bei. Es bleibt ewig wahr: Die Vergangenheit ist nicht mehr zu ändern; nur die Zukunft kann verändert werden durch das Wirken der Kreativität des inneren Selbst in der Gegenwart.
111:5.1 Die Ausführung des Willens Gottes ist nichts anderes als der Ausdruck der Gewilltheit eines Geschöpfes, das innere Leben mit Gott zu teilen — mit dem Gott, der solch ein Geschöpfesleben innerer Bedeutungen und Werte möglich gemacht hat. Teilen ist die Art Gottes — ist göttlich. Gott teilt alles mit dem Ewigen Sohn und mit dem Unendlichen Geist, während diese wiederum alle Dinge mit den göttlichen Söhnen und geistigen Töchtern des Universums teilen.
111:5.2 Die Nachahmung Gottes ist der Schlüssel zur Vollkommenheit; die Ausführung seines Willens ist das Geheimnis des Fortlebens und der Vollkommenheit im Fortleben.
111:5.3 Die Sterblichen leben in Gott, und so war Gott willens, in den Sterblichen zu leben. So wie die Menschen sich ihm anvertrauen, so hat er — und zwar zuerst — den Menschen einen Teil seiner selbst anvertraut, um bei ihnen zu sein; hat eingewilligt, in den Menschen zu leben und, dem menschlichen Willen unterworfen, ihnen innezuwohnen.
111:5.4 Friede in diesem Leben, Fortleben im Tod, Vollkommenheit im nächsten Leben, Dienst in der Ewigkeit — all das wird (im Geist) jetzt vollzogen, wenn die Geschöp- fespersönlichkeit einwilligt — die Wahl trifft — ihren Geschöpfeswillen dem Vaterwillen zu unterwerfen. Und allbereits hat der Vater die Wahl getroffen, dem Willen der Geschöpfespersönlichkeit ein Fragment seiner selbst zu unterwerfen.
111:5.5 Eine derartige Wahl der Persönlichkeit ist kein Aufgeben des Willens. Es ist eine Weihung des Willens, eine Expansion des Willens, eine Verherrlichung des Willens, eine Vervollkommnung des Willens; und eine solche Wahl versetzt den Geschöpfeswillen von der Ebene zeitlicher Bedeutung in jenen höheren Zustand hinauf, worin die Persönlichkeit des Geschöpfessohnes mit der Persönlichkeit des geistigen Vaters in Verbindung tritt.
111:5.6 Diese Entscheidung für den Vaterwillen ist das geistige Finden des Geist-Vaters durch den sterblichen Menschen, auch wenn ein ganzes Zeitalter vorübergehen muss, ehe sich der Geschöpfessohn wirklich in Gottes tatsächlicher Gegenwart im Paradies befindet. Diese Wahl besteht nicht so sehr in der Verneinung des Geschöpfeswillens — „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe“ — als in der positiven Bekräftigung des Geschöpfes: „Es ist mein Wille, dass der deine geschehe[2].“ Und ist diese Wahl einmal getroffen, wird der sich für Gott entscheidende Sohn früher oder später die innere Vereinigung mit dem ihn bewohnenden Fragment Gottes finden, und derselbe sich vervollkommnende Sohn wird höchste persönliche Erfüllung in der anbetenden Verbindung der menschlichen Persönlichkeit mit der Persönlichkeit seines Schöpfers finden, zweier Persönlichkeiten, deren schöpferische Eigenschaften sich auf ewig in selbstgewolltem wechselseitigem Ausdruck vereinigt haben: Es ist die Geburt einer neuen ewigen Partnerschaft zwischen dem Willen des Menschen und dem Willen Gottes.
111:6.1 Dem sterblichen Menschen erwachsen viele seiner zeitlichen Schwierigkeiten aus seiner zweifachen Beziehung zum Kosmos. Der Mensch ist ein Teil der Natur — er existiert in der Natur — und doch ist er fähig, die Natur zu transzendieren. Der Mensch ist endlich, aber er wird von einem Funken der Unendlichkeit bewohnt. Diese doppelte Situation liefert nicht nur das Potential zum Üblen, sondern schafft auch viele gesellschaftliche und sittliche Situationen, die mit viel Unsicherheit und recht großer Angst verbunden sind.
111:6.2 Der Mut, den es zur Bezwingung der Natur und zur Transzendierung des Selbst braucht, ist ein Mut, welcher den Versuchungen des Hochmutes erliegen könnte. Der Sterbliche, der sein Selbst transzendieren kann, könnte der Versuchung nachgeben, sein eigenes Selbstbewusstsein zu vergotten. Das Dilemma des Sterblichen liegt in der doppelten Tatsache, dass der Mensch in den Fesseln der Natur liegt und zugleich eine einmalige Freiheit besitzt — die Freiheit geistigen Wählens und Handelns. Auf den materiellen Ebenen sieht sich der Mensch der Natur unterworfen, während er auf geistigen Ebenen über die Natur und alle zeitlichen und endlichen Dinge triumphiert. Ein solches Paradox ist untrennbar verbunden mit Versuchung, potentiell Üblem und Entscheidungsirrtümern; und wenn das Selbst hochmütig und arrogant wird, kann sich daraus Sünde entwickeln.
111:6.3 Das Problem der Sünde existiert nicht eigenständig in der endlichen Welt. Die Tatsache der Endlichkeit ist weder schlecht noch sündhaft. Die endliche Welt wurde von einem unendlichen Schöpfer erschaffen — sie ist das Werk seiner göttlichen Söhne — und deshalb muss sie gut sein[3]. Falscher Gebrauch, Verzerrung und Pervertierung des Endlichen sind das, was Übel und Sünde entstehen lässt.
111:6.4 Der Geist kann den Verstand beherrschen; ebenso kann der Verstand die Energie kontrollieren. Aber der Verstand kann die Energie nur durch seine eigene intelligente Handhabung der verwandlungsfähigen Potentiale kontrollieren, die in der Natur der mathematischen Ebenen von Ursache und Wirkung des physischen Bereichs liegen. Dem Geschöpfesverstand ist die Beherrschung der Energie nicht angeboren; das ist ein Vorrecht der Gottheit. Aber der Geschöpfesverstand kann die Energie soweit manipulieren und tut es auch, wie er Meister der Energiegeheimnisse des physischen Universums geworden ist.
111:6.5 Wenn der Mensch die physische Realität, sei es sich selber oder seine Umgebung, zu verändern wünscht, wird er dabei in dem Maße Erfolg haben, wie er die Mittel und Wege zur Beherrschung der Materie und Steuerung der Energie entdeckt hat. Ohne Hilfe ist der Verstand unfähig, irgendetwas Materielles zu beeinflussen außer seinem eigenen physischen Mechanismus, an den er unentrinnbar gebunden ist. Aber durch den intelligenten Gebrauch des Körpermechanismus kann der Verstand andere Mechanismen, sogar energetische und lebendige Beziehungen, erschaffen, durch deren Einsatz er seine physische Universumsebene immer besser kontrollieren und sogar beherrschen kann.
111:6.6 Die Wissenschaft ist die Quelle von Tatsachen, und der Verstand kann ohne Tatsachen nicht wirken. Diese sind beim Aufbau der Weisheit die Bausteine, die vom Zement der Lebenserfahrung aneinander gebunden werden. Der Mensch kann Gottes Liebe ohne Tatsachen finden, und der Mensch kann Gottes Gesetze ohne Liebe entdecken, aber nie kann er beginnen, die unendliche Symmetrie, himmlische Harmonie und herrliche Fülle der allumfassenden Natur des Ersten Zentralen Ursprungs zu würdigen, bevor er göttliches Gesetz und göttliche Liebe gefunden und sie auf dem Erfahrungsweg in seiner eigenen, sich entwickelnden kosmischen Philosophie geeint hat.
111:6.7 Die Vermehrung materiellen Wissens erlaubt eine größere intellektuelle Würdigung der Bedeutung von Ideen und der Werte von Idealen. Ein menschliches Wesen kann die Wahrheit in seiner inneren Erfahrung finden, aber es braucht eine klare Kenntnis der Tatsachen, um seine persönliche Entdeckung der Wahrheit auf die unerbittlichen praktischen Erfordernisse des täglichen Lebens anzuwenden.
111:6.8 Es ist nur natürlich, dass der sterbliche Mensch von Gefühlen der Unsicherheit bedrängt wird, wenn er sich unauflösbar an die Natur gebunden sieht, während er geistige Kräfte besitzt, die alle zeitlichen und endlichen Dinge völlig transzendieren. Nur religiöses Vertrauen — lebendiger Glaube — kann dem Menschen inmitten solch schwieriger und verwirrender Probleme Halt geben.
111:6.9 Von allen Gefahren, die die sterbliche Natur des Menschen belagern und seine geistige Integrität gefährden, ist der Hochmut die größte. Mut ist heldenhaft, aber Selbstüberhebung ist prahlerisch und selbstmörderisch. Ein vernünftiges Selbstvertrauen ist nicht zu beklagen. Die Fähigkeit des Menschen, über sich selbst hinauszuwachsen, ist das Besondere, was ihn vom Tierreich unterscheidet.
111:6.10 Hochmut ist betrügerisch, berauschend und gebiert Sünde, ob er sich in einem Einzelnen, einer Gruppe, einer Rasse oder einer Nation findet. Es ist buchstäblich wahr, dass „Hochmut vor dem Fall kommt“[4].
111:7.1 Ungewissheit im Verein mit Sicherheit ist die Essenz des Paradies-Abenteuers — Ungewissheit in der Zeit und im Verstand, Ungewissheit hinsichtlich der Ereignisse des sich entfaltenden Aufstiegs zum Paradies; Sicherheit im Geist und in der Ewigkeit, Sicherheit im schrankenlosen Vertrauen des Geschöpfessohnes in das göttliche Erbarmen und die unendliche Liebe des Universalen Vaters; Ungewissheit als unerfahrener Bürger des Universums; Sicherheit als aufsteigender Sohn auf den Universumsstationen eines allmächtigen, allweisen und allliebenden Vaters[5].
111:7.2 Darf ich euch ermahnen, achtzugeben auf das ferne Echo des Appells des treuen Justierers an eure Seele? Der euch innewohnende Justierer kann dem Kampf, den ihr während eurer Laufbahn in der Zeit fechtet, nicht Einhalt gebieten oder ihn auch nur materiell verändern; der Justierer kann die Härten des Lebens, denen ihr auf eurer Reise durch diese Welt der Mühsal begegnet, nicht lindern. Der göttliche Bewohner kann sich nur geduldig im Hintergrund halten, während ihr den Kampf des Lebens, wie es auf eurem Planeten gelebt wird, liefert; aber ihr könntet, wenn ihr nur wolltet — während ihr arbeitet und euch sorgt, kämpft und euch abmüht — dem tapferen Justierer erlauben, mit euch und für euch zu kämpfen. Ihr könntet euch außerordentlich bestärken und inspirieren, fesseln und faszinieren lassen, wolltet ihr dem Justierer nur erlauben, ständig die Bilder des wahren Beweggrundes, letztendlichen Ziels und ewigen Zwecks dieses ganzen schwierigen Sich-Emporarbeitens und Ringens mit den alltäglichen Problemen eurer gegenwärtigen materiellen Welt vor eure Augen zu halten.
111:7.3 Warum helft ihr dem Justierer nicht bei der Aufgabe, euch das geistige Gegenstück all dieser harten materiellen Anstrengungen zu zeigen? Warum erlaubt ihr ihm nicht, euch mit den geistigen Wahrheiten kosmischer Macht zu stärken, während ihr mit den zeitlichen Schwierigkeiten der Geschöpfesexistenz ringt? Warum ermutigt ihr den himmlischen Helfer nicht, euch mit der klaren Vision des ewigen Ausblicks auf das universale Leben zu erfreuen, während ihr mit Perplexität die Probleme der zerrinnenden Stunde betrachtet? Warum weigert ihr euch, euch durch die Sichtweise des Universums erleuchten und inspirieren zu lassen, während ihr euch inmitten der Hindernisse der Zeit abmüht und im Irrgarten der Ungewissheiten umhertappt, die eure irdische Lebensreise umstellen? Warum erlaubt ihr dem Justierer nicht, euer Denken zu vergeistigen, obwohl eure Füße auf den materiellen Pfaden irdischer Anstrengung gehen müssen?
111:7.4 Die höheren Rassen Urantias sind auf komplexe Art gemischt; sie sind eine Mischung aus vielen Rassen und Stämmen verschiedenen Ursprungs. Diese zusammengesetzte Natur macht es den Mentoren äußerst schwer, während des Lebens wirksam zu arbeiten, und vermehrt nach dem Tod eindeutig sowohl ihre wie die Probleme der seraphischen Hüter. Nicht vor langem war ich auf Salvington anwesend und hörte, wie ein Schicksalshüter eine förmliche Erklärung abgab, um die Schwierigkeiten, denen er beim Dienst an seinem sterblichen Schutzbefohlenen begegnet war, in einem milderen Lichte erscheinen zu lassen. Dieser Seraph sagte:
111:7.5 „Ein großer Teil meiner Schwierigkeiten kam von dem endlosen Konflikt zwischen den beiden Naturen meines Schutzbefohlenen her: Ehrgeizigem Drängen stellte sich tierische Indolenz entgegen; die Ideale eines höheren Volkes wurden durch die Instinkte einer niedrigeren Rasse durchkreuzt; die hohen Ziele einer großen Intelligenz durch den Druck eines primitiven Erbes bekämpft; der Weitblick eines vorausschauenden Mentors durch die Kurzsichtigkeit eines Geschöpfes der Zeit neutralisiert; die fortschrittlichen Pläne eines aufsteigenden Wesens durch die Wünsche und Sehnsüchte einer materiellen Natur abgeändert; blitzartige Mitteilungen der Universumsintelligenz durch die chemisch-energetischen Forderungen der sich entwickelnden Rasse ausgelöscht; dem Drängen der Engel stellten sich die Emotionen eines Tieres entgegen; die Schulung des Intellektes wurde durch die Neigungen des Instinktes zunichte gemacht; die Erfahrung des Einzelnen durch die angesammelten Tendenzen der Rasse bekämpft; das höchste Verlangen durch die niedrigsten Lockungen verdunkelt; der Höhenflug des Genies durch die Schwerkraft der Mittelmäßigkeit aufgehoben; der Fortschritt des Guten durch die Trägheit des Üblen verzögert; die Kunst des Schönen durch die Gegenwart des Bösen besudelt; die Spannkraft der Gesundheit durch die Erschöpfung der Krankheit neutralisiert; der Brunnen des Glaubens durch die Gifte der Furcht verschmutzt; der Frühling der Freude durch die Wasser des Leids verbittert; das Glück der Antizipation durch die Bitterkeit der Verwirklichung desillusioniert; die Freuden des Lebens stets durch die Schmerzen des Todes bedroht. Welch ein Leben, und auf welch einem Planeten! Und doch hat diese Seele dank der immer gegenwärtigen Hilfe des Gedankenjustierers und seines Drängens einen beachtlichen Grad an Glück und Erfolg erreicht und ist eben jetzt zu den Gerichtshallen Residenzias aufgestiegen.“
111:7.6 [Dargeboten von einem Einsamen Botschafter Orvontons.]
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