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Übersetzungen: © 2015 Die Urantia Stiftung
MARRIAGE AND FAMILY LIFE
EHE UND FAMILIENLEBEN
1955 84:0.1 MATERIAL necessity founded marriage, sex hunger embellished it, religion sanctioned and exalted it, the state demanded and regulated it, while in later times evolving love is beginning to justify and glorify marriage as the ancestor and creator of civilization’s most useful and sublime institution, the home. And home building should be the center and essence of all educational effort.
2015 84:0.1 MATERIELLE Notwendigkeit begründete die Ehe, sexueller Hunger verschönerte sie, die Religion billigte und erhöhte sie, der Staat verlangte und regelte sie, während die sich in späterer Zeit entwickelnde Liebe beginnt, die Ehe als Ahnin und Schöpferin der nützlichsten und erhabensten Institution der Zivilisation, des Heims, zu rechtfertigen und zu verherrlichen. Und die Gründung eines Heims sollte Zentrum und Kern jeder erzieherischen Bemühung sein.
1955 84:0.2 Mating is purely an act of self-perpetuation associated with varying degrees of self-gratification; marriage, home building, is largely a matter of self-maintenance, and it implies the evolution of society. Society itself is the aggregated structure of family units. Individuals are very temporary as planetary factors—only families are continuing agencies in social evolution. The family is the channel through which the river of culture and knowledge flows from one generation to another.
2015 84:0.2 Die Paarung ist ein reiner Akt der Selbst-Fortpflanzung, der mit wechselnden Graden der Selbst-Beglückung verbunden ist; die Ehe, die Heimgründung, ist weitgehend eine Angelegenheit der Selbst-Erhaltung und schließt die Evolution der Gesellschaft ein. Die Gesellschaft selbst ist die aus den Familieneinheiten zusammengesetzte Struktur. Individuen sind als planetarische Faktoren sehr vorübergehender Natur — nur die Familien sind die dauernden Organe der gesellschaftlichen Evolution. Die Familie ist der Kanal, durch den der Strom der Kultur und des Wissens von einer Generation zur nächsten fließt.
1955 84:0.3 The home is basically a sociologic institution. Marriage grew out of co-operation in self-maintenance and partnership in self-perpetuation, the element of self-gratification being largely incidental. Nevertheless, the home does embrace all three of the essential functions of human existence, while life propagation makes it the fundamental human institution, and sex sets it off from all other social activities.
2015 84:0.3 Das Heim ist ganz grundlegend eine soziologische Institution. Die Ehe ging aus der Zusammenarbeit bei der Selbst-Erhaltung und aus der Partnerschaft zur Selbst-Fortpflanzung hervor, während das Element der Selbst-Beglückung weitgehend beiläufig war. Nichtsdestoweniger umfasst das Heim alle drei wesentlichen Funktionen der menschlichen Existenz, während die Weitergabe des Lebens aus ihm die grundlegende menschliche Institution macht und das Geschlechtsleben es von allen anderen gesellschaftlichen Aktivitäten abhebt.
1. PRIMITIVE PAIR ASSOCIATIONS
1. PRIMITIVE PAARVERBINDUNGEN
1955 84:1.1 Marriage was not founded on sex relations; they were incidental thereto. Marriage was not needed by primitive man, who indulged his sex appetite freely without encumbering himself with the responsibilities of wife, children, and home.
2015 84:1.1 Die Ehe wurde nicht auf den sexuellen Beziehungen aufgebaut; diese waren nebensächlich. Der primitive Mann brauchte die Ehe nicht; er ließ seinem sexuellen Hunger freien Lauf, ohne sich mit der Verantwortung für Frau, Kinder und Heim zu belasten.
1955 84:1.2 Woman, because of physical and emotional attachment to her offspring, is dependent on co-operation with the male, and this urges her into the sheltering protection of marriage. But no direct biologic urge led man into marriage—much less held him in. It was not love that made marriage attractive to man, but food hunger which first attracted savage man to woman and the primitive shelter shared by her children.
2015 84:1.2 Wegen ihrer physischen und gefühlsmäßigen Bindung an ihre Kinder ist die Frau auf die Zusammenarbeit mit dem Mann angewiesen, und das drängt sie, Schutz und Geborgenheit in der Ehe zu suchen. Aber kein unmittelbarer biologischer Impuls trieb den Mann dazu, eine Ehe einzugehen — und hielt ihn noch viel weniger darin fest. Nicht etwa Liebe machte die Ehe für den Mann verlockend, sondern der Hunger war es, der den wilden Mann am Anfang zur Frau und unter das primitive Schutzdach zog, das sie mit ihren Kindern teilte.
1955 84:1.3 Marriage was not even brought about by the conscious realization of the obligations of sex relations. Primitive man comprehended no connection between sex indulgence and the subsequent birth of a child. It was once universally believed that a virgin could become pregnant. The savage early conceived the idea that babies were made in spiritland; pregnancy was believed to be the result of a woman’s being entered by a spirit, an evolving ghost. Both diet and the evil eye were also believed to be capable of causing pregnancy in a virgin or unmarried woman, while later beliefs connected the beginnings of life with the breath and with sunlight.
2015 84:1.3 Die Ehe entstand nicht einmal aus der Bewusstwerdung der Verpflichtungen, die sich aus dem Geschlechtsverkehr ergaben. Der primitive Mensch begriff nicht, dass zwischen der Triebbefriedigung und der späteren Geburt eines Kindes eine Verbindung bestand. Es wurde einst allgemein geglaubt, dass eine Jungfrau schwanger werden konnte. Schon früh kam der Wilde auf die Idee, dass die Säuglinge im Geisterland erschaffen wurden; man glaubte, dass Schwangerschaft durch einen in die Frau gefahrenen Geist, einen sich entwickelnden Geist, verursacht werde. Auch eine bestimmte Ernährung und den bösen Blick hielt man für fähig, in einer Jungfrau oder unverheirateten Frau eine Schwangerschaft auszulösen, während spätere Vorstellungen den Beginn des Lebens mit dem Atem und dem Sonnenlicht in Verbindung brachten[1].
1955 84:1.4 Many early peoples associated ghosts with the sea; hence virgins were greatly restricted in their bathing practices; young women were far more afraid of bathing in the sea at high tide than of having sex relations. Deformed or premature babies were regarded as the young of animals which had found their way into a woman’s body as a result of careless bathing or through malevolent spirit activity. Savages, of course, thought nothing of strangling such offspring at birth.
2015 84:1.4 Viele frühe Völker verbanden die Geister mit dem Meer; deshalb waren Jungfrauen in ihren Badegewohnheiten stark eingeschränkt; junge Frauen hatten viel größere Angst vor einem Bad im Meer bei Flut als vor sexuellen Beziehungen. Miss- oder Frühgeburten galten als Junge von Tieren, die infolge unachtsamen Badens oder durch böswillige Geisteraktivität ihren Weg in einen Frauenkörper gefunden hatten. Natürlich erwürgten die Wilden diese Kleinen bei ihrer Geburt bedenkenlos.
1955 84:1.5 The first step in enlightenment came with the belief that sex relations opened up the way for the impregnating ghost to enter the female. Man has since discovered that father and mother are equal contributors of the living inheritance factors which initiate offspring. But even in the twentieth century many parents still endeavor to keep their children in more or less ignorance as to the origin of human life.
2015 84:1.5 Der erste aufklärende Schritt kam mit dem Glauben, dass Geschlechtsverkehr dem schwängernden Geist den Weg freimache, um in die Frau einzudringen. Der Mensch hat seither herausgefunden, dass Vater und Mutter die lebendigen Erbfaktoren, die das neue Wesen bilden, zu gleichen Teilen beisteuern. Aber selbst noch im zwanzigsten Jahrhundert versuchen viele Eltern, ihre Kinder über den Ursprung des menschlichen Lebens mehr oder weniger in Unwissenheit zu halten.
1955 84:1.6 A family of some simple sort was insured by the fact that the reproductive function entails the mother-child relationship. Mother love is instinctive; it did not originate in the mores as did marriage. All mammalian mother love is the inherent endowment of the adjutant mind-spirits of the local universe and is in strength and devotion always directly proportional to the length of the helpless infancy of the species.
2015 84:1.6 Eine Familie einfacher Art wurde durch die Tatsache sichergestellt, dass die Fortpflanzungsfunktion die Mutter-Kind-Beziehung mit sich bringt. Mutterliebe ist instinktiv; sie hat ihren Ursprung nicht in den Sitten wie die Ehe. Die Mutterliebe aller Säuger ist eine angeborene Begabung durch die mentalen Hilfsgeiste des Lokaluniversums, und ihre Stärke und Aufopferung stehen immer in direktem Verhältnis zur Länge der hilflosen Kindheit der Spezies.
1955 84:1.7 The mother and child relation is natural, strong, and instinctive, and one which, therefore, constrained primitive women to submit to many strange conditions and to endure untold hardships. This compelling mother love is the handicapping emotion which has always placed woman at such a tremendous disadvantage in all her struggles with man. Even at that, maternal instinct in the human species is not overpowering; it may be thwarted by ambition, selfishness, and religious conviction.
2015 84:1.7 Die Mutter-Kind-Beziehung ist natürlich, stark und instinktiv und deshalb von einer Art, welche die primitiven Frauen zwang, sich vielen seltsamen Bedingungen zu unterwerfen und unsägliche Not zu erdulden. Diese zwingende Mutterliebe ist das behindernde Gefühl, das die Frau in all ihren Auseinandersetzungen mit dem Mann stets so ungeheuer benachteiligt hat. Aber auch so ist der mütterliche Instinkt in der menschlichen Gattung nicht übermächtig; Ehrgeiz, Eigensucht und religiöse Überzeugung können ihn zum Verstummen bringen.
1955 84:1.8 While the mother-child association is neither marriage nor home, it was the nucleus from which both sprang. The great advance in the evolution of mating came when these temporary partnerships lasted long enough to rear the resultant offspring, for that was homemaking.
2015 84:1.8 Zwar ist die Mutter-Kind-Gemeinschaft weder die Ehe noch das Heim, aber sie war der Kern, dem beide entsprungen sind. Der große Fortschritt in der Evolution der Paarung kam, als die vorübergehenden Partnerschaften lange genug bestanden, um den aus ihnen hervorgehenden Nachwuchs aufzuziehen, denn das war die Heimgründung.
1955 84:1.9 Regardless of the antagonisms of these early pairs, notwithstanding the looseness of the association, the chances for survival were greatly improved by these male-female partnerships. A man and a woman, co-operating, even aside from family and offspring, are vastly superior in most ways to either two men or two women. This pairing of the sexes enhanced survival and was the very beginning of human society. The sex division of labor also made for comfort and increased happiness.
2015 84:1.9 Ungeachtet aller Zwietracht dieser frühen Paare und trotz der Lockerheit ihrer Verbindung erhöhten sich durch diese Mann-Frau-Partnerschaften die Überlebenschancen ungemein. Ein Mann und eine Frau, die zusammenarbeiten — auch außerhalb von Familie und Nachwuchs — sind zwei Männern oder zwei Frauen fast in jeder Hinsicht weit überlegen. Dieses paarweise Zusammengehen der Geschlechter erhöhte die Überlebensrate und war der eigentliche Beginn der menschlichen Gesellschaft. Auch die Arbeitsteilung nach Geschlechtern sorgte für Wohlbefinden und mehr Glück.
2. THE EARLY MOTHER-FAMILY
2. DIE FRÜHE MUTTER-FAMILIE
1955 84:2.1 The woman’s periodic hemorrhage and her further loss of blood at childbirth early suggested blood as the creator of the child (even as the seat of the soul) and gave origin to the blood-bond concept of human relationships. In early times all descent was reckoned in the female line, that being the only part of inheritance which was at all certain.
2015 84:2.1 Die periodische Blutung der Frau und ihr Blutverlust beim Gebären legten bald die Vorstellung nahe, dass das Blut der Schöpfer des Kindes (und sogar der Sitz der Seele) sei, und ließen die Idee der Blutsbande in den menschlichen Beziehungen entstehen[2]. In frühen Zeiten dachte man alle Abstammung über die weibliche Linie, denn das war der einzige wirklich sichere Teil des Erbes.
1955 84:2.2 The primitive family, growing out of the instinctive biologic blood bond of mother and child, was inevitably a mother-family; and many tribes long held to this arrangement. The mother-family was the only possible transition from the stage of group marriage in the horde to the later and improved home life of the polygamous and monogamous father-families. The mother-family was natural and biologic; the father-family is social, economic, and political. The persistence of the mother-family among the North American red men is one of the chief reasons why the otherwise progressive Iroquois never became a real state.
2015 84:2.2 Die primitive Familie, die aus den instinktiven biologischen Banden des Blutes zwischen Mutter und Kind hervorging, war zwangsläufig eine Mutterfamilie; und viele Stämme hielten lange an ihr fest. Die Mutterfamilie war der einzig mögliche Übergang vom Stadium der Gruppenehe in der Horde zum späteren verbesserten Familienleben der polygamen und monogamen Vaterfamilien. Die Mutterfamilie war natürlich und biologisch; die Vaterfamilie ist sozial, wirtschaftlich und politisch. Das Fortbestehen der Mutterfamilie bei den roten Menschen Nordamerikas ist einer der Hauptgründe, weshalb die ansonsten fortschrittlichen Irokesen nie ein richtiger Staat wurden.
1955 84:2.3 Under the mother-family mores the wife’s mother enjoyed virtually supreme authority in the home; even the wife’s brothers and their sons were more active in family supervision than was the husband. Fathers were often renamed after their own children.
2015 84:2.3 Unter den herrschenden Sitten der Mutterfamilie verfügte die Mutter der Ehefrau im Heim praktisch über höchste Autorität; sogar die Brüder der Ehefrau und deren Söhne waren bei der Leitung der Familie aktiver als der Ehemann. Oft wurden Väter nach ihren eigenen Kindern umbenannt.
1955 84:2.4 The earliest races gave little credit to the father, looking upon the child as coming altogether from the mother. They believed that children resembled the father as a result of association, or that they were “marked” in this manner because the mother desired them to look like the father. Later on, when the switch came from the mother-family to the father-family, the father took all credit for the child, and many of the taboos on a pregnant woman were subsequently extended to include her husband. The prospective father ceased work as the time of delivery approached, and at childbirth he went to bed, along with the wife, remaining at rest from three to eight days. The wife might arise the next day and engage in hard labor, but the husband remained in bed to receive congratulations; this was all a part of the early mores designed to establish the father’s right to the child.
2015 84:2.4 Die frühesten Rassen achteten den Vater gering; in ihren Augen stammte das Kind ganz und gar von der Mutter ab. Sie glaubten, dass die Kinder ihrem Vater infolge des Zusammenlebens glichen oder in dieser Weise „gezeichnet“ waren, weil die Mutter wünschte, dass sie dem Vater ähnlich sähen. Als später der Umschwung von der Mutter- zur Vaterfamilie kam, nahm der Vater alles Verdienst am Kind an sich, und viele der Tabus, die eine schwangere Frau betrafen, wurden erweitert und schlossen nun auch den Ehemann ein. Der werdende Vater legte seine Arbeit nieder, wenn die Zeit der Entbindung nahte, und bei der Geburt legte er sich zu der Frau ins Bett und ruhte sich drei bis acht Tage lang aus. Die Frau mochte am nächsten Tag wieder aufstehen und hart arbeiten, wo hingegen der Gatte im Bett blieb, um die Glückwünsche entgegenzunehmen; all das war Teil der frühen Sitten, die das Recht des Vaters über das Kind bekräftigen sollten.
1955 84:2.5 At first, it was the custom for the man to go to his wife’s people, but in later times, after a man had paid or worked out the bride price, he could take his wife and children back to his own people. The transition from the mother-family to the father-family explains the otherwise meaningless prohibitions of some types of cousin marriages while others of equal kinship are approved.
2015 84:2.5 Am Anfang wollte die Sitte, dass der Mann zu der Familie der Frau zog, aber in späterer Zeit konnte er, nachdem er den Brautpreis entrichtet oder durch Arbeit abbezahlt hatte, Frau und Kinder zu seinen eigenen Leuten zurückbringen. Der Übergang von der Mutter- zur Vaterfamilie erklärt die sonst sinnlosen Verbote bestimmter Cousinenheiraten, während andere trotz desselben Verwandtschaftsgrades erlaubt sind.
1955 84:2.6 With the passing of the hunter mores, when herding gave man control of the chief food supply, the mother-family came to a speedy end. It failed simply because it could not successfully compete with the newer father-family. Power lodged with the male relatives of the mother could not compete with power concentrated in the husband-father. Woman was not equal to the combined tasks of childbearing and of exercising continuous authority and increasing domestic power. The oncoming of wife stealing and later wife purchase hastened the passing of the mother-family.
2015 84:2.6 Als die Jägersitten verschwanden und die Herdenhaltung dem Menschen die Kontrolle über die Beschaffung der wesentlichen Lebensmittel gab, kam die Mutterfamilie zu einem raschen Ende. Sie scheiterte einfach daran, dass sie mit der neueren Vaterfamilie nicht gleichziehen konnte. Die auf die männlichen Verwandten der Mutter verteilte Macht konnte den Wettbewerb mit der im Ehemann-Vater konzentrierten Macht nicht bestehen. Die Frau war den vereinigten Aufgaben des Gebärens und der Ausübung kontinuierlicher Autorität und zunehmender häuslicher Macht nicht mehr gewachsen. Aufkommender Frauenraub und späterer Frauenkauf beschleunigten das Verschwinden der Mutterfamilie.
1955 84:2.7 The stupendous change from the mother-family to the father-family is one of the most radical and complete right-about-face adjustments ever executed by the human race. This change led at once to greater social expression and increased family adventure.
2015 84:2.7 Der verblüffende Wechsel von der Mutter- zu der Vaterfamilie ist eine der radikalsten und vollständigsten Kehrtwendungen der Anpassung, welche die menschliche Rasse je vorgenommen hat. Dieser Wechsel führte sofort zu größerem sozialem Ausdruck und gesteigertem Familienabenteuer.
3. THE FAMILY UNDER FATHER DOMINANCE
3. DIE FAMILIE UNTER DER HERRSCHAFT DES VATERS
1955 84:3.1 It may be that the instinct of motherhood led woman into marriage, but it was man’s superior strength, together with the influence of the mores, that virtually compelled her to remain in wedlock. Pastoral living tended to create a new system of mores, the patriarchal type of family life; and the basis of family unity under the herder and early agricultural mores was the unquestioned and arbitrary authority of the father. All society, whether national or familial, passed through the stage of the autocratic authority of a patriarchal order.
2015 84:3.1 Es mag sein, dass der Instinkt der Mutterschaft die Frau in die Ehe führte, aber es war die überlegene Stärke des Mannes zusammen mit dem Einfluss der Sitten, die sie praktisch zwangen, im Ehestand zu verharren. Das Hirtenleben begünstigte die Schaffung eines neuen Sittensystems, den patriarchalischen Typus des Familienlebens; und die Grundlage der Einheit der Familie unter den herrschenden Sitten der Hirten- und frühen Ackerbauzeit war die unbestrittene und willkürliche Autorität des Vaters. Die ganze Gesellschaft, ob auf nationaler oder Familienebene, durchschritt das Stadium der autokratischen Autorität patriarchalischer Natur.
1955 84:3.2 The scant courtesy paid womankind during the Old Testament era is a true reflection of the mores of the herdsmen. The Hebrew patriarchs were all herdsmen, as is witnessed by the saying, “The Lord is my Shepherd.”
1955 84:3.3 But man was no more to blame for his low opinion of woman during past ages than was woman herself. She failed to get social recognition during primitive times because she did not function in an emergency; she was not a spectacular or crisis hero. Maternity was a distinct disability in the existence struggle; mother love handicapped women in the tribal defense.
2015 84:3.3 Aber der Mann ist für seine Geringschätzung der Frau in vergangenen Zeitaltern nicht mehr zu tadeln als die Frau selber. Es gelang ihr während der primitiven Zeiten nicht, gesellschaftliche Anerkennung zu finden, weil sie in Notfällen nicht in Aktion trat; sie war keine spektakuläre oder Krisenheldin. Die Mutterschaft war eine ganz entschiedene Benachteiligung im Existenzkampf; Mutterliebe hinderte die Frauen an der Verteidigung des Stammes.
1955 84:3.4 Primitive women also unintentionally created their dependence on the male by their admiration and applause for his pugnacity and virility. This exaltation of the warrior elevated the male ego while it equally depressed that of the female and made her more dependent; a military uniform still mightily stirs the feminine emotions.
2015 84:3.4 Die primitiven Frauen verursachten auch ganz unabsichtlich ihre Abhängigkeit von den Männern durch ihren bewundernden Applaus für deren Kampfeslust und Männlichkeit. Diese Verherrlichung des Kriegers steigerte das männliche Ego, während sie gleichzeitig das der Frau unterdrückte und sie abhängiger machte; noch immer erregt eine Militäruniform die weiblichen Gefühle heftig.
1955 84:3.5 Among the more advanced races, women are not so large or so strong as men. Woman, being the weaker, therefore became the more tactful; she early learned to trade upon her sex charms. She became more alert and conservative than man, though slightly less profound. Man was woman’s superior on the battlefield and in the hunt; but at home woman has usually outgeneraled even the most primitive of men.
2015 84:3.5 Bei den fortgeschritteneren Rassen sind die Frauen nicht so groß und stark wie die Männer. Deshalb wurde die Frau als die Schwächere taktvoller; früh lernte sie, die Reize ihres Geschlechts einzusetzen. Sie wurde wachsamer und konservativer als der Mann, wenn auch um ein Geringes weniger tief. Der Mann übertraf die Frau auf dem Schlachtfeld und auf der Jagd; aber zu Hause hat die Frau gewöhnlich auch den allerprimitivsten Mann ausmanövriert.
1955 84:3.6 The herdsman looked to his flocks for sustenance, but throughout these pastoral ages woman must still provide the vegetable food. Primitive man shunned the soil; it was altogether too peaceful, too unadventuresome. There was also an old superstition that women could raise better plants; they were mothers. In many backward tribes today, the men cook the meat, the women the vegetables, and when the primitive tribes of Australia are on the march, the women never attack game, while a man would not stoop to dig a root.
2015 84:3.6 Der Hirte zählte auf seine Herden als Nahrungsquelle, aber während dieses ganzen Hirtenzeitalters hatte die Frau noch immer für die pflanzliche Nahrung zu sorgen. Der primitive Mann wich der Bodenarbeit aus, da sie allzu friedlich und zu wenig abenteuerlich war. Es gab auch einen alten Aberglauben, dass die Pflanzen unter den Händen der Frauen besser gediehen; sie waren eben Mütter. Noch heute kochen bei vielen zurückgebliebenen Stämmen die Männer das Fleisch und die Frauen das Gemüse, und wenn die primitiven Stämme Australiens unterwegs sind, greifen die Frauen nie das Wild an, während ein Mann sich niemals soweit erniedrigen würde, eine Wurzel auszugraben.
1955 84:3.7 Woman has always had to work; at least right up to modern times the female has been a real producer. Man has usually chosen the easier path, and this inequality has existed throughout the entire history of the human race. Woman has always been the burden bearer, carrying the family property and tending the children, thus leaving the man’s hands free for fighting or hunting.
2015 84:3.7 Die Frau musste immer arbeiten; wenigstens bis in die Neuzeit ist die Frau eine richtige Erzeugerin gewesen. Der Mann hat gewöhnlich den leichteren Weg beschritten, und diese Ungleichheit hat in der ganzen Geschichte der menschlichen Rasse bestanden. Die Frau war immer die Lastenträgerin, die den Familienbesitz unterhielt und sich um die Kinder kümmerte und damit dem Mann freie Hand für Kampf und Jagd ließ.
1955 84:3.8 Woman’s first liberation came when man consented to till the soil, consented to do what had theretofore been regarded as woman’s work. It was a great step forward when male captives were no longer killed but were enslaved as agriculturists. This brought about the liberation of woman so that she could devote more time to homemaking and child culture.
2015 84:3.8 Die erste Befreiung der Frau kam, als der Mann einwilligte, den Boden zu bearbeiten, gewillt war zu tun, was bis anhin als Frauenarbeit gegolten hatte. Ein großer Schritt vorwärts wurde getan, als man die männlichen Gefangenen nicht mehr umbrachte, sondern als Landarbeiter versklavte. Das befreite die Frau, die nun den häuslichen Arbeiten und der Kindererziehung mehr Zeit widmen konnte.
1955 84:3.9 The provision of milk for the young led to earlier weaning of babies, hence to the bearing of more children by the mothers thus relieved of their sometimes temporary barrenness, while the use of cow’s milk and goat’s milk greatly reduced infant mortality. Before the herding stage of society, mothers used to nurse their babies until they were four and five years old.
2015 84:3.9 Die Verfügbarkeit von Milch für die Kleinen führte zu einer früheren Entwöhnung der Säuglinge; das wiederum hatte zur Folge, dass die Mütter, die nun von manchmal zeitweiliger Unfruchtbarkeit befreit waren, mehr Kinder gebaren, während die Verwendung von Kuh- und Ziegenmilch die Kindersterblichkeit stark senkte. Vor dem Hirtenstadium der Gesellschaft pflegten die Mütter ihre Kleinen zu stillen, bis sie vier oder fünf Jahre alt waren.
1955 84:3.10 Decreasing primitive warfare greatly lessened the disparity between the division of labor based on sex. But women still had to do the real work while men did picket duty. No camp or village could be left unguarded day or night, but even this task was alleviated by the domestication of the dog. In general, the coming of agriculture has enhanced woman’s prestige and social standing; at least this was true up to the time man himself turned agriculturist. And as soon as man addressed himself to the tilling of the soil, there immediately ensued great improvement in methods of agriculture, extending on down through successive generations. In hunting and war man had learned the value of organization, and he introduced these techniques into industry and later, when taking over much of woman’s work, greatly improved on her loose methods of labor.
2015 84:3.10 Mit abnehmender primitiver Kriegstätigkeit verminderte sich die Ungleichheit in der geschlechtsbedingten Arbeitsteilung wesentlich. Aber immer noch fiel den Frauen die eigentliche Arbeit zu, während die Männer Wache standen. Kein Lager oder Dorf konnte bei Tag oder Nacht unbewacht gelassen werden, aber auch diese Aufgabe wurde durch die Domestizierung des Hundes erleichtert. Im Allgemeinen stiegen mit dem Aufkommen der Landwirtschaft Ansehen und sozialer Rang der Frau; wenigstens war dem so bis zu der Zeit, da der Mann selber Ackerbauer wurde. Und sobald der Mann sich der Bodenbestellung zuwandte, erfolgte eine augenblickliche Verbesserung der landwirtschaftlichen Methoden, die sich in den folgenden Generationen fortsetzte. Auf der Jagd und im Krieg hatte der Mann den Wert der Organisation kennen gelernt; er führte nun diese Techniken im Gewerbe ein und verbesserte später, als er einen großen Teil der Frauenarbeit übernahm, deren lockere Arbeitsmethoden beträchtlich.
4. WOMAN’S STATUS IN EARLY SOCIETY
4. STELLUNG DER FRAU IN DER FRÜHEN GESELLSCHAFT
1955 84:4.1 Generally speaking, during any age woman’s status is a fair criterion of the evolutionary progress of marriage as a social institution, while the progress of marriage itself is a reasonably accurate gauge registering the advances of human civilization.
2015 84:4.1 Im Allgemeinen ist die Stellung der Frau in irgendeinem Zeitalter ein recht gutes Kriterium für den evolutionären Fortschritt der Ehe als sozialer Institution, während der Fortschritt der Ehe selbst ein ziemlich genauer Gradmesser für die Höherentwicklung der menschlichen Zivilisation ist.
1955 84:4.2 Woman’s status has always been a social paradox; she has always been a shrewd manager of men; she has always capitalized man’s stronger sex urge for her own interests and to her own advancement. By trading subtly upon her sex charms, she has often been able to exercise dominant power over man, even when held by him in abject slavery.
2015 84:4.2 Die Stellung der Frau ist immer ein gesellschaftliches Paradox gewesen; sie hat es immer verstanden, die Männer auf kluge Art zu lenken; sie hat immer aus den dringenderen sexuellen Bedürfnissen des Mannes für ihre eigenen Interessen und ihr eigenes Vorwärtskommen Kapital geschlagen. Durch subtilen Einsatz ihrer erotischen Reize war sie oft imstande, einen Mann ganz zu beherrschen, auch wenn sie von ihm in niedrigster Sklaverei gehalten wurde.
1955 84:4.3 Early woman was not to man a friend, sweetheart, lover, and partner but rather a piece of property, a servant or slave and, later on, an economic partner, plaything, and childbearer. Nonetheless, proper and satisfactory sex relations have always involved the element of choice and co-operation by woman, and this has always given intelligent women considerable influence over their immediate and personal standing, regardless of their social position as a sex. But man’s distrust and suspicion were not helped by the fact that women were all along compelled to resort to shrewdness in the effort to alleviate their bondage.
2015 84:4.3 Die frühe Frau war für den Mann keine Freundin, Liebste, Geliebte oder Partnerin, sondern vielmehr ein Stück Besitz, Dienerin oder Sklavin und später wirtschaftliche Partnerin, Spielzeug und Kindergebärerin. Trotzdem konnten angemessene und befriedigende geschlechtliche Beziehungen nicht ohne das Element der Wahl und Kooperation seitens der Frau auskommen, und das hat intelligenten Frauen allezeit eine beträchtliche Einflussnahme auf ihre unmittelbare persönliche Stellung verschafft, ungeachtet der gesellschaftlichen Stellung ihres Geschlechts. Aber Misstrauen und Argwohn der Männer erhielten immer neue Nahrung durch die Tatsache, dass die Frauen stets gezwungen waren, sich ihres Scharfsinns zu bedienen, um ihr Sklavendasein zu erleichtern.
1955 84:4.4 The sexes have had great difficulty in understanding each other. Man found it hard to understand woman, regarding her with a strange mixture of ignorant mistrust and fearful fascination, if not with suspicion and contempt. Many tribal and racial traditions relegate trouble to Eve, Pandora, or some other representative of womankind. These narratives were always distorted so as to make it appear that the woman brought evil upon man; and all this indicates the onetime universal distrust of woman. Among the reasons cited in support of a celibate priesthood, the chief was the baseness of woman. The fact that most supposed witches were women did not improve the olden reputation of the sex.
2015 84:4.4 Die Geschlechter hatten große Schwierigkeiten, einander zu verstehen. Es fiel dem Mann sehr schwer, die Frau zu begreifen, und er betrachtete sie mit einer seltsamen Mischung aus unwissendem Misstrauen und furchtsamer Faszination, wenn nicht gar mit Argwohn und Verachtung. Viele Rassen- und Stammesüberlieferungen schreiben Eva, Pandora und anderen Vertreterinnen der Weiblichkeit Unheil zu. Diese Erzählungen wurden immer so verdreht, dass es danach aussah, als habe die Frau Unglück über den Mann gebracht; all das lässt das einst allgemein herrschende Misstrauen gegenüber der Frau erkennen[4]. Unter den zur Verteidigung eines unverheirateten Priesterdaseins angeführten Gründen war der hauptsächlichste die Niederträchtigkeit der Frau. Die Tatsache, dass die meisten der angeblichen Hexen Frauen waren, verbesserte den alten Ruf des Geschlechts nicht.
1955 84:4.5 Men have long regarded women as peculiar, even abnormal. They have even believed that women did not have souls; therefore were they denied names. During early times there existed great fear of the first sex relation with a woman; hence it became the custom for a priest to have initial intercourse with a virgin. Even a woman’s shadow was thought to be dangerous.
2015 84:4.5 Die Männer haben die Frauen lange als seltsam, ja sogar als abnorm betrachtet. Sie haben sogar geglaubt, die Frauen hätten keine Seele; deshalb verwehrte man ihnen Namen. In früher Zeit herrschte große Furcht vor dem ersten Geschlechtsverkehr mit einer Frau; daher kam der Brauch auf, dass dem Priester der erste Verkehr mit einer Jungfrau zukam. Selbst den Schatten einer Frau empfand man als gefährlich.
1955 84:4.6 Childbearing was once generally looked upon as rendering a woman dangerous and unclean. And many tribal mores decreed that a mother must undergo extensive purification ceremonies subsequent to the birth of a child. Except among those groups where the husband participated in the lying-in, the expectant mother was shunned, left alone. The ancients even avoided having a child born in the house. Finally, the old women were permitted to attend the mother during labor, and this practice gave origin to the profession of midwifery. During labor, scores of foolish things were said and done in an effort to facilitate delivery. It was the custom to sprinkle the newborn with holy water to prevent ghost interference.
2015 84:4.6 Das Gebären wurde einst ganz allgemein als etwas angesehen, das eine Frau gefährlich und unrein machte[5]. Und viele Stammessitten schrieben vor, dass die Mutter nach der Geburt eines Kindes ausgiebige Reinigungszeremonien über sich ergehen lassen musste. Außer bei jenen Gruppen, wo der Ehemann am Wochenbett teilnahm, wurde die werdende Mutter gemieden, alleine gelassen. Die Alten vermieden es sogar, ein Kind im Hause zur Welt kommen zu lassen. Schließlich gestattete man es den alten Frauen, der Mutter während der Wehen beizustehen, und aus dieser Praxis ging der Ammenberuf hervor. Während des Gebärens wurden eine Menge ausgefallener Dinge gesagt und getan, um die Entbindung zu erleichtern. Man pflegte das Neugeborene mit heiligem Wasser zu besprengen, um das Eingreifen von Geistern zu verhindern.
1955 84:4.7 Among the unmixed tribes, childbirth was comparatively easy, occupying only two or three hours; it is seldom so easy among the mixed races. If a woman died in childbirth, especially during the delivery of twins, she was believed to have been guilty of spirit adultery. Later on, the higher tribes looked upon death in childbirth as the will of heaven; such mothers were regarded as having perished in a noble cause.
2015 84:4.7 Bei den nicht gemischten Stämmen verliefen die Geburten relativ glatt und dauerten nur zwei oder drei Stunden; aber bei den Mischrassen geht es selten so leicht vonstatten. Wenn eine Frau bei der Geburt starb, und insbesondere bei der Entbindung von Zwillingen, glaubte man, sie habe sich des Ehebruchs mit einem Geist schuldig gemacht. Später betrachteten die höheren Stämme den Tod bei der Geburt als den Willen des Himmels, und von solchen Müttern dachte man, sie seien für eine edle Sache gestorben.
1955 84:4.8 The so-called modesty of women respecting their clothing and the exposure of the person grew out of the deadly fear of being observed at the time of a menstrual period. To be thus detected was a grievous sin, the violation of a taboo. Under the mores of olden times, every woman, from adolescence to the end of the childbearing period, was subjected to complete family and social quarantine one full week each month. Everything she might touch, sit upon, or lie upon was “defiled.” It was for long the custom to brutally beat a girl after each monthly period in an effort to drive the evil spirit out of her body. But when a woman passed beyond the childbearing age, she was usually treated more considerately, being accorded more rights and privileges. In view of all this it was not strange that women were looked down upon. Even the Greeks held the menstruating woman as one of the three great causes of defilement, the other two being pork and garlic.
2015 84:4.8 Die so genannte Bescheidenheit der Frauen, was ihre Kleidung und die Entblößung ihrer Person anbelangt, kommt von der tödlichen Angst, zur Zeit der monatlichen Regel beobachtet zu werden. In diesem Zustand erblickt zu werden, war eine schwere Sünde, die Verletzung eines Tabus. Unter den in alten Zeiten geltenden Sitten war jede Frau von der Adoleszenz bis zur Menopause jeden Monat eine ganze Woche lang einer vollständigen familiären und gesellschaftlichen Quarantäne unterworfen[6]. Was sie auch immer berühren, worauf sie sich setzen oder legen mochte, war „beschmutzt“[7]. Lange Zeit war es Sitte, die Mädchen nach jeder monatlichen Regel im Bestreben, den bösen Geist aus ihrem Körper zu jagen, brutal zu schlagen. Aber wenn eine Frau die Zeit des Kinderkriegens hinter sich gebracht hatte, wurde sie gewöhnlich mit mehr Respekt behandelt, und man gewährte ihr mehr Rechte und Privilegien. Wenn man sich all das vor Augen hält, verwundert es nicht, dass auf die Frauen herabgeschaut wurde. Sogar die Griechen hielten die menstruierende Frau für eine der drei großen Ursachen der Beschmutzung, wobei die anderen beiden Schweinefleisch und Knoblauch waren.
1955 84:4.9 However foolish these olden notions were, they did some good since they gave overworked females, at least when young, one week each month for welcome rest and profitable meditation. Thus could they sharpen their wits for dealing with their male associates the rest of the time. This quarantine of women also protected men from over-sex indulgence, thereby indirectly contributing to the restriction of population and to the enhancement of self-control.
2015 84:4.9 Wie ausgefallen diese alten Vorstellungen auch immer waren, so bewirkten sie doch dadurch einiges Gute, dass sie den überarbeiteten Frauen, wenigstens solange sie jung waren, jeden Monat eine Woche willkommener Ruhe und nützlichen Nachdenkens verschafften. Es erlaubte ihnen, ihren Scharfsinn zu entwickeln, um mit ihren männlichen Gefährten in der restlichen Zeit zurechtzukommen. Diese Quarantäne der Frauen hielt die Männer auch von übertriebener sexueller Tätigkeit ab, was indirekt zur Bevölkerungsbeschränkung und zu vermehrter Selbstbeherrschung beitrug.
1955 84:4.10 A great advance was made when a man was denied the right to kill his wife at will. Likewise, it was a forward step when a woman could own the wedding gifts. Later, she gained the legal right to own, control, and even dispose of property, but she was long deprived of the right to hold office in either church or state. Woman has always been treated more or less as property, right up to and in the twentieth century after Christ. She has not yet gained world-wide freedom from seclusion under man’s control. Even among advanced peoples, man’s attempt to protect woman has always been a tacit assertion of superiority.
2015 84:4.10 Ein großer Schritt vorwärts wurde getan, als dem Mann das Recht abgesprochen wurde, seine Frau nach Belieben umzubringen. Ebenfalls ein Fortschritt war es, als die Hochzeitsgeschenke Eigentum der Frau wurden. Später gewann sie das gesetzliche Recht, Eigentum zu besitzen, zu verwalten und sogar darüber zu verfügen, aber sie entbehrte lange des Rechts, in Kirche oder Staat ein Amt auszuüben. Die Frau wurde immer mehr oder weniger als Eigentum behandelt, und das bis ins zwanzigste Jahrhundert nach Christus. Sie hat sich noch nicht weltweit von ihrer Absonderung unter der Bevormundung des Mannes befreit. Auch unter den fortgeschrittenen Völkern ist das Bestreben des Mannes, die Frau zu beschützen, immer eine unausgesprochene Bekräftigung seiner Überlegenheit gewesen.
1955 84:4.11 But primitive women did not pity themselves as their more recently liberated sisters are wont to do. They were, after all, fairly happy and contented; they did not dare to envision a better or different mode of existence.
2015 84:4.11 Aber die primitiven Frauen bemitleideten sich selber nicht, wie ihre kürzlich befreiten Schwestern es zu tun pflegen. Sie waren alles in allem recht glücklich und zufrieden; sie wagten nicht, sich eine bessere oder andere Existenzweise vorzustellen.
5. WOMAN UNDER THE DEVELOPING MORES
5. DIE FRAU UNTER DEN SICH ENTWICKELNDEN SITTEN
1955 84:5.1 In self-perpetuation woman is man’s equal, but in the partnership of self-maintenance she labors at a decided disadvantage, and this handicap of enforced maternity can only be compensated by the enlightened mores of advancing civilization and by man’s increasing sense of acquired fairness.
2015 84:5.1 In der Selbst-Fortpflanzung ist die Frau dem Mann gleichgestellt, aber in der Partnerschaft zur Selbst-Erhaltung arbeitet sie mit einem entschiedenen Nachteil, und diese Behinderung durch die ihr aufgezwungene Mutterschaft kann nur wettgemacht werden durch die aufgeklärten Sitten der fortschreitenden Zivilisation und durch das wachsende Gefühl für Fairness vonseiten des Mannes.
1955 84:5.2 As society evolved, the sex standards rose higher among women because they suffered more from the consequences of the transgression of the sex mores. Man’s sex standards are only tardily improving as a result of the sheer sense of that fairness which civilization demands. Nature knows nothing of fairness—makes woman alone suffer the pangs of childbirth.
2015 84:5.2 Als die Gesellschaft sich entwickelte, erreichten die sexuellen Maßstäbe der Frauen ein höheres Niveau, weil sie stärker unter den Folgen einer Übertretung der sexuellen Sitten zu leiden hatten. Die sexuellen Maßstäbe des Mannes verbessern sich erst spät einfach aufgrund des Gefühls für Fairness, das die Zivilisation verlangt. Die Natur kennt keine Fairness — sie lässt die Frau die Geburtsschmerzen ganz allein ausstehen.
1955 84:5.3 The modern idea of sex equality is beautiful and worthy of an expanding civilization, but it is not found in nature. When might is right, man lords it over woman; when more justice, peace, and fairness prevail, she gradually emerges from slavery and obscurity. Woman’s social position has generally varied inversely with the degree of militarism in any nation or age.
2015 84:5.3 Die moderne Idee von der Gleichheit der Geschlechter ist sehr schön und steht einer wachsenden Zivilisation wohl an, aber sie findet sich in der Natur nicht. Wenn Gewalt Recht spricht, herrscht der Mann über die Frau; wenn mehr Gerechtigkeit, Frieden und Fairness walten, kommt sie allmählich aus Sklaverei und Dunkel heraus. Der soziale Rang der Frau in jeder Nation und zu jeder Zeit hat im Allgemeinen in umgekehrtem Verhältnis zum Grad an Militarismus gestanden.
1955 84:5.4 But man did not consciously nor intentionally seize woman’s rights and then gradually and grudgingly give them back to her; all this was an unconscious and unplanned episode of social evolution. When the time really came for woman to enjoy added rights, she got them, and all quite regardless of man’s conscious attitude. Slowly but surely the mores change so as to provide for those social adjustments which are a part of the persistent evolution of civilization. The advancing mores slowly provided increasingly better treatment for females; those tribes which persisted in cruelty to them did not survive.
2015 84:5.4 Aber der Mann bemächtigte sich nicht bewusst oder absichtlich der Rechte der Frau und gab sie ihr dann schrittweise und widerwillig wieder zurück; all das war eine unbewusste und nicht geplante Episode der gesellschaftlichen Evolution. Als die Zeit für die Frau wirklich gekommen war, sich zusätzlicher Rechte zu erfreuen, erhielt sie diese, und zwar völlig unabhängig von der bewussten Haltung des Mannes. Langsam aber sicher ändern sich die Sitten, so dass sie jene gesellschaftlichen Anpassungen erlauben, die Teil der ständigen Evolution der Zivilisation sind. Die sich weiterentwickelnden Sitten brachten langsam eine immer bessere Behandlung der Frauen mit sich; jene Stämme, die sich ihnen gegenüber weiterhin grausam verhielten, überlebten nicht.
1955 84:5.5 The Adamites and Nodites accorded women increased recognition, and those groups which were influenced by the migrating Andites have tended to be influenced by the Edenic teachings regarding women’s place in society.
2015 84:5.5 Die Adamiten und die Noditen gestanden den Frauen wachsende Anerkennung zu, und die Gruppen, die mit den wandernden Anditen in Berührung kamen, neigten dazu, sich von den edenischen Lehren über die Stellung der Frau in der Gesellschaft beeinflussen zu lassen.
1955 84:5.6 The early Chinese and the Greeks treated women better than did most surrounding peoples. But the Hebrews were exceedingly distrustful of them. In the Occident woman has had a difficult climb under the Pauline doctrines which became attached to Christianity, although Christianity did advance the mores by imposing more stringent sex obligations upon man. Woman’s estate is little short of hopeless under the peculiar degradation which attaches to her in Mohammedanism, and she fares even worse under the teachings of several other Oriental religions.
2015 84:5.6 Die frühen Chinesen und die Griechen behandelten die Frauen besser als die meisten der sie umgebenden Völker. Aber die Hebräer misstrauten ihnen außerordentlich. Im Abendland hatten die Frauen unter der Herrschaft der paulinischen Lehren, die mit dem Christentum verknüpft worden waren, einen schwierigen Aufstieg, obwohl das Christentum die Sitten tatsächlich dadurch voranbrachte, dass es den Männern strengere sexuelle Verpflichtungen auferlegte. Ihre Lage ist nahezu hoffnungslos angesichts ihrer Erniedrigung, die für den Mohammedanismus bezeichnend ist, und es ergeht ihnen noch schlimmer unter den Lehren mehrerer anderer orientalischer Religionen.
1955 84:5.7 Science, not religion, really emancipated woman; it was the modern factory which largely set her free from the confines of the home. Man’s physical abilities became no longer a vital essential in the new maintenance mechanism; science so changed the conditions of living that man power was no longer so superior to woman power.
2015 84:5.7 Es war die Wissenschaft und nicht die Religion, die die Frauen wirklich emanzipierte, und es war die moderne Fabrik, die sie weitgehend aus ihrer Beschränkung auf das Heim befreite. Die physischen Fähigkeiten des Mannes büßten im neuen Mechanismus des Lebensunterhalts ihre entscheidende Bedeutung ein, und die Wissenschaft veränderte die Lebensbedingungen derart, dass die Kraft des Mannes der Kraft der Frau nicht mehr so sehr überlegen war.
1955 84:5.8 These changes have tended toward woman’s liberation from domestic slavery and have brought about such a modification of her status that she now enjoys a degree of personal liberty and sex determination that practically equals man’s. Once a woman’s value consisted in her food-producing ability, but invention and wealth have enabled her to create a new world in which to function—spheres of grace and charm. Thus has industry won its unconscious and unintended fight for woman’s social and economic emancipation. And again has evolution succeeded in doing what even revelation failed to accomplish.
2015 84:5.8 Diese Veränderungen haben alle dahingewirkt, die Frau von der häuslichen Sklaverei zu befreien, und sie haben einen derartigen Wandel ihrer Stellung verursacht, dass sie sich jetzt eines Grades persönlicher Freiheit und sexuellen Über-Sich-Verfügens erfreut, der dem des Mannes praktisch gleichkommt. Einst wurde der Wert einer Frau an ihrer Fähigkeit, Nahrung zu produzieren, gemessen, aber Erfindung und Reichtum haben sie in den Stand versetzt, eine neue Welt ihres Wirkens zu erschaffen — Sphären der Anmut und des Reizes. So hat die Industrie ihren unbewussten und unbeabsichtigten Kampf für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Emanzipation der Frau gewonnen. Und einmal mehr hat Evolution erfolgreich geschafft, was sogar der Offenbarung zu vollbringen versagt war.
1955 84:5.9 The reaction of enlightened peoples from the inequitable mores governing woman’s place in society has indeed been pendulumlike in its extremeness. Among industrialized races she has received almost all rights and enjoys exemption from many obligations, such as military service. Every easement of the struggle for existence has redounded to the liberation of woman, and she has directly benefited from every advance toward monogamy. The weaker always makes disproportionate gains in every adjustment of the mores in the progressive evolution of society.
2015 84:5.9 Die Reaktion der aufgeklärten Völker auf die Ungerechtigkeit der Sitten, die den Platz der Frau in der Gesellschaft regieren, schlug wie eine Pendelbewegung ins andere Extrem aus. Unter den industrialisierten Rassen hat die Frau nahezu alle Rechte erhalten und ist von vielen Verpflichtungen wie z. B. dem Militärdienst ausgenommen worden. Jede Erleichterung des Existenzkampfes hat zu ihrer Befreiung beigetragen, und jeder Fortschritt in Richtung Monogamie hat ihr unmittelbar zum Vorteil gereicht. In der fortschreitenden Evolution der Gesellschaft macht bei jeder Neuanpassung der Sitten der Schwächere unverhältnismäßige Gewinne.
1955 84:5.10 In the ideals of pair marriage, woman has finally won recognition, dignity, independence, equality, and education; but will she prove worthy of all this new and unprecedented accomplishment? Will modern woman respond to this great achievement of social liberation with idleness, indifference, barrenness, and infidelity? Today, in the twentieth century, woman is undergoing the crucial test of her long world existence!
2015 84:5.10 In den Idealen der Ehe zu zweit hat die Frau schließlich Anerkennung, Würde, Unabhängigkeit, Gleichheit und Ausbildung gefunden; aber wird sie sich all dieser neuen und noch nie dagewesenen Errungenschaften auch würdig erzeigen? Wird die moderne Frau diese großartige Verwirklichung gesellschaftlicher Befreiung mit Trägheit, Indifferenz, Unfruchtbarkeit und Untreue beantworten? Heute, im zwanzigsten Jahrhundert, erlebt die Frau die Feuerprobe ihrer langen irdischen Existenz!
1955 84:5.11 Woman is man’s equal partner in race reproduction, hence just as important in the unfolding of racial evolution; therefore has evolution increasingly worked toward the realization of women’s rights. But women’s rights are by no means men’s rights. Woman cannot thrive on man’s rights any more than man can prosper on woman’s rights.
2015 84:5.11 Die Frau ist die ebenbürtige Partnerin des Mannes bei der Fortpflanzung der Rasse, also genau so wichtig bei der Entfaltung der rassischen Evolution; deshalb hat die Evolution immer vermehrt auf die Verwirklichung der Rechte der Frauen hingearbeitet. Aber die Rechte der Frauen sind keinesfalls die Rechte der Männer. Eine Frau, die die Rechte des Mannes beansprucht, kann nicht gedeihen, ebenso wenig wie ein Mann sich entfalten kann, der die Rechte der Frau beansprucht.
1955 84:5.12 Each sex has its own distinctive sphere of existence, together with its own rights within that sphere. If woman aspires literally to enjoy all of man’s rights, then, sooner or later, pitiless and emotionless competition will certainly replace that chivalry and special consideration which many women now enjoy, and which they have so recently won from men.
2015 84:5.12 Jedes Geschlecht hat seine eigene unterschiedliche Daseinssphäre und seine eigenen Rechte innerhalb dieser Sphäre. Wenn es die Frau danach verlangt, sich buchstäblich aller Rechte des Mannes zu erfreuen, dann wird mit Sicherheit früher oder später erbarmungsloser und gefühlloser Wettbewerb an die Stelle jener Ritterlichkeit und besonderen Hochachtung treten, die viele Frauen jetzt genießen und die sie von den Männern erst so kürzlich erlangt haben.
1955 84:5.13 Civilization never can obliterate the behavior gulf between the sexes. From age to age the mores change, but instinct never. Innate maternal affection will never permit emancipated woman to become man’s serious rival in industry. Forever each sex will remain supreme in its own domain, domains determined by biologic differentiation and by mental dissimilarity.
2015 84:5.13 Nie wird die Zivilisation die zwischen den Geschlechtern bestehende Kluft im Verhalten zum Verschwinden bringen können. Die Sitten ändern sich von Zeitalter zu Zeitalter, nie aber der Instinkt. Ihre angeborene Mutterliebe wird einer emanzipierten Frau nie erlauben, in der Industrie zu einer ernsthaften Rivalin des Mannes zu werden. Für immer wird jedes Geschlecht unbedingter Meister in seiner eigenen Domäne bleiben, die durch biologische Differenzierung und mentale Andersartigkeit bestimmt wird.
1955 84:5.14 Each sex will always have its own special sphere, albeit they will ever and anon overlap. Only socially will men and women compete on equal terms.
2015 84:5.14 Jedes Geschlecht wird stets seine eigene besondere Sphäre haben, obwohl hin und wieder das eine auf das andere übergreifen wird. Nur im gesellschaftlichen Bereich werden Männer und Frauen in ebenbürtigen Wettbewerb treten.
6. THE PARTNERSHIP OF MAN AND WOMAN
6. DIE PARTNERSCHAFT VON MANN UND FRAU
1955 84:6.1 The reproductive urge unfailingly brings men and women together for self-perpetuation but, alone, does not insure their remaining together in mutual co-operation—the founding of a home.
2015 84:6.1 Der Geschlechtstrieb führt Männer und Frauen unfehlbar zur Fortpflanzung zusammen, aber allein vermag er ihr Zusammenbleiben in wechselseitiger Kooperation — die Gründung eines Heims — nicht zu gewährleisten.
1955 84:6.2 Every successful human institution embraces antagonisms of personal interest which have been adjusted to practical working harmony, and homemaking is no exception. Marriage, the basis of home building, is the highest manifestation of that antagonistic co-operation which so often characterizes the contacts of nature and society. The conflict is inevitable. Mating is inherent; it is natural. But marriage is not biologic; it is sociologic. Passion insures that man and woman will come together, but the weaker parental instinct and the social mores hold them together.
2015 84:6.2 In jeder erfolgreichen menschlichen Institution gibt es auf persönlichen Interessen beruhende Antagonismen, die durch Einstimmung zu einer praktisch arbeitenden Harmonie gelangt sind, und die Schaffung eines Heims macht darin keine Ausnahme. Die Ehe, die Grundlage der Heimbildung, ist der höchste Ausdruck dieser antagonistischen Kooperation, die so oft die Kontakte zwischen Natur und Gesellschaft charakterisiert. Der Konflikt ist unvermeidlich. Der Drang zur Paarung ist angeboren, er ist naturgegeben. Aber die Ehe ist nicht biologisch, sie ist soziologisch. Die Leidenschaft stellt sicher, dass Mann und Frau zusammenkommen, aber der schwächere elterliche Instinkt und die gesellschaftlichen Sitten sorgen für ihr Zusammenbleiben.
1955 84:6.3 Male and female are, practically regarded, two distinct varieties of the same species living in close and intimate association. Their viewpoints and entire life reactions are essentially different; they are wholly incapable of full and real comprehension of each other. Complete understanding between the sexes is not attainable.
2015 84:6.3 Praktisch betrachtet, sind Mann und Frau zwei verschiedene Spielarten derselben Gattung, die in enger und inniger Gemeinschaft leben. Ihre Gesichtspunkte und gesamten Lebensreaktionen sind grundverschieden; sie sind ganz und gar unfähig, einander in vollem Umfang und wirklich zu verstehen. Vollkommenes gegenseitiges Verstehen der Geschlechter kann nicht erreicht werden.
1955 84:6.4 Women seem to have more intuition than men, but they also appear to be somewhat less logical. Woman, however, has always been the moral standard-bearer and the spiritual leader of mankind. The hand that rocks the cradle still fraternizes with destiny.
2015 84:6.4 Die Frauen scheinen mehr Intuition als die Männer zu besitzen, aber auch ein bisschen weniger logisch zu sein. Indessen ist die Frau immer die sittliche Bannerträgerin und geistige Führerin der Menschheit gewesen. Immer noch fraternisiert die Hand, die die Wiege schaukelt, mit der Bestimmung.
1955 84:6.5 The differences of nature, reaction, viewpoint, and thinking between men and women, far from occasioning concern, should be regarded as highly beneficial to mankind, both individually and collectively. Many orders of universe creatures are created in dual phases of personality manifestation. Among mortals, Material Sons, and midsoniters, this difference is described as male and female; among seraphim, cherubim, and Morontia Companions, it has been denominated positive or aggressive and negative or retiring. Such dual associations greatly multiply versatility and overcome inherent limitations, even as do certain triune associations in the Paradise-Havona system.
2015 84:6.5 Die zwischen Mann und Frau in Wesen, Reaktion, Standpunkt und Denken bestehenden Unterschiede, weit davon entfernt, zu Beunruhigung Anlass zu geben, sollten als für die Menschheit in hohem Maße segensreich angesehen werden, sowohl individuell als auch kollektiv. Viele Ordnungen von Universumsgeschöpfen werden in zwei Phasen der Persönlichkeitsmanifestation erschaffen. Bei den Sterblichen, den Materiellen Söhnen und den Midsonitern nennt man diese Verschiedenheit männlich und weiblich; bei den Seraphim, Cherubim und Morontiellen Gefährten hat man sie als positiv oder dynamisch und negativ oder zurückhaltend bezeichnet. Solche Zweierbünde verstärken die Vielseitigkeit gewaltig und überwinden angeborene Beschränkungen, was auch für gewisse Dreierverbindungen im Paradies-Havona-System gilt.
1955 84:6.6 Men and women need each other in their morontial and spiritual as well as in their mortal careers. The differences in viewpoint between male and female persist even beyond the first life and throughout the local and superuniverse ascensions. And even in Havona, the pilgrims who were once men and women will still be aiding each other in the Paradise ascent. Never, even in the Corps of the Finality, will the creature metamorphose so far as to obliterate the personality trends that humans call male and female; always will these two basic variations of humankind continue to intrigue, stimulate, encourage, and assist each other; always will they be mutually dependent on co-operation in the solution of perplexing universe problems and in the overcoming of manifold cosmic difficulties.
2015 84:6.6 Männer und Frauen benötigen einander in ihrer morontiellen und geistigen ebenso wie in ihrer irdischen Laufbahn. Die verschiedene Sicht von Mann und Frau besteht über das erste Leben hinaus weiter und setzt sich während des Aufstiegs durch Lokal- und Superuniversum fort. Und selbst in Havona werden die Pilger, die einst Männer und Frauen gewesen waren, einander beim Aufstieg zum Paradies weiter behilflich sein. Niemals, auch im Korps der Finalität nicht, wird sich das Geschöpf derart verwandeln, dass die Persönlichkeitstendenzen, die die Menschen männlich und weiblich nennen, ausgelöscht werden. Immer werden die beiden grundlegenden Spielarten der Menschheit fortfahren, einander Rätsel aufzugeben, zu stimulieren, zu ermutigen und beizustehen. Immer werden sie in wechselseitiger Abhängigkeit bei der Lösung verzwickter Universumsprobleme und beim Überwinden mannigfaltiger kosmischer Schwierigkeiten zusammenarbeiten.
1955 84:6.7 While the sexes never can hope fully to understand each other, they are effectively complementary, and though co-operation is often more or less personally antagonistic, it is capable of maintaining and reproducing society. Marriage is an institution designed to compose sex differences, meanwhile effecting the continuation of civilization and insuring the reproduction of the race.
2015 84:6.7 Obgleich die Geschlechter nie hoffen können, einander völlig zu verstehen, sind sie tatsächlich komplementär, und obwohl ihre Zusammenarbeit oft mit mehr oder weniger persönlicher Gegnerschaft einhergeht, ist sie doch fähig, die Gesellschaft zu erhalten und fortzupflanzen. Die Institution der Ehe ist dazu bestimmt, die Geschlechtsunterschiede zu besänftigen und derweil für den Fortbestand der Zivilisation zu sorgen und die Fortpflanzung der Rasse zu gewährleisten.
1955 84:6.8 Marriage is the mother of all human institutions, for it leads directly to home founding and home maintenance, which is the structural basis of society. The family is vitally linked to the mechanism of self-maintenance; it is the sole hope of race perpetuation under the mores of civilization, while at the same time it most effectively provides certain highly satisfactory forms of self-gratification. The family is man’s greatest purely human achievement, combining as it does the evolution of the biologic relations of male and female with the social relations of husband and wife.
2015 84:6.8 Die Ehe ist die Mutter aller menschlichen Institutionen, denn sie führt geradewegs zur Gründung und Aufrechterhaltung des Heims, das die strukturelle Grundlage der Gesellschaft ist. Die Familie ist in lebenswichtiger Weise mit dem Mechanismus der Selbst-Erhaltung verbunden. Die Ehe ist die einzige Hoffnung des Fortbestehens der Rasse unter der Herrschaft der Sitten der Zivilisation, während sie zugleich erfolgreich gewisse höchst befriedigende Formen der Selbst-Beglückung verschafft. Die Familie ist die größte rein menschliche Errungenschaft, schafft sie es doch, die Evolution der biologischen Beziehung zwischen Mann und Frau mit den sozialen Beziehungen von Ehemann und Ehefrau zu verbinden.
7. THE IDEALS OF FAMILY LIFE
7. DIE IDEALE DES FAMILIENLEBENS
1955 84:7.1 Sex mating is instinctive, children are the natural result, and the family thus automatically comes into existence. As are the families of the race or nation, so is its society. If the families are good, the society is likewise good. The great cultural stability of the Jewish and of the Chinese peoples lies in the strength of their family groups.
2015 84:7.1 Geschlechtsverkehr ist instinktiv, Kinder sind sein natürliches Ergebnis, und so entsteht automatisch die Familie. So wie die Familien einer Rasse oder Nation sind, so ist auch deren Gesellschaft. Sind die Familien gut, dann ist die Gesellschaft ebenfalls gut. Die große kulturelle Stabilität des jüdischen und chinesischen Volkes beruht auf dem festen Zusammenhalt ihrer Familiengruppen.
1955 84:7.2 Woman’s instinct to love and care for children conspired to make her the interested party in promoting marriage and primitive family life. Man was only forced into home building by the pressure of the later mores and social conventions; he was slow to take an interest in the establishment of marriage and home because the sex act imposes no biologic consequences upon him.
2015 84:7.2 Der Instinkt der Frau, der sie die Kinder lieben und umsorgen lässt, wirkte dahingehend, aus ihr den an der Förderung der Ehe und des primitiven Familienlebens interessierten Partner zu machen. Der Mann wurde erst unter dem Druck der späteren Sitten und gesellschaftlichen Konventionen zur Gründung des Heims gezwungen. Es dauerte lange, ehe er sich für Heirat und Heimgründung zu erwärmen begann, weil der Geschlechtsakt für ihn keine biologischen Folgen hat.
1955 84:7.3 Sex association is natural, but marriage is social and has always been regulated by the mores. The mores (religious, moral, and ethical), together with property, pride, and chivalry, stabilize the institutions of marriage and family. Whenever the mores fluctuate, there is fluctuation in the stability of the home-marriage institution. Marriage is now passing out of the property stage into the personal era. Formerly man protected woman because she was his chattel, and she obeyed for the same reason. Regardless of its merits this system did provide stability. Now, woman is no longer regarded as property, and new mores are emerging designed to stabilize the marriage-home institution:
2015 84:7.3 Die sexuelle Vereinigung ist natürlich, aber die Ehe ist gesellschaftlicher Art und immer durch die Sitten geregelt worden. Die geltenden (religiösen, moralischen und ethischen) Sitten im Verein mit Besitz, Stolz und Ritterlichkeit stabilisieren die Institutionen der Ehe und Familie. Wann immer die Sitten in Bewegung geraten, wird davon auch die Stabilität der Heim-Ehe-Institution ergriffen. Die Ehe ist jetzt dabei, aus dem Eigentumsstadium in die persönliche Ära einzutreten. Früher beschützte der Mann die Frau, weil sie seine Leibeigene war, und sie gehorchte aus demselben Grunde. Ungeachtet seiner Verdienste sorgte dieses System für Stabilität. Heute wird die Frau nicht mehr als Eigentum betrachtet, und neue Sitten sind im Kommen, dazu angetan, die Ehe-Heim-Institution zu stabilisieren:
1955 84:7.4 1. The new role of religion—the teaching that parental experience is essential, the idea of procreating cosmic citizens, the enlarged understanding of the privilege of procreation—giving sons to the Father.
2015 84:7.4 1. Die neue Rolle der Religion — die Lehre, dass elterliche Erfahrung ganz wesentlich ist, die Idee, kosmische Bürger zu zeugen, das erweiterte Verständnis vom Privileg der Fortpflanzung — dem Vater Söhne zu schenken.
1955 84:7.5 2. The new role of science—procreation is becoming more and more voluntary, subject to man’s control. In ancient times lack of understanding insured the appearance of children in the absence of all desire therefor.
2015 84:7.5 2. Die neue Rolle der Wissenschaft — die Fortpflanzung geschieht immer mehr aus freiem Entschluss, wird der Kontrolle des Menschen unterworfen. In alten Zeiten sicherte Unwissenheit die Geburt von Kindern, auch wenn kein Wunsch nach ihnen vorhanden war.
1955 84:7.6 3. The new function of pleasure lures—this introduces a new factor into racial survival; ancient man exposed undesired children to die; moderns refuse to bear them.
2015 84:7.6 3. Die neue Funktion der Verlockung durch das Vergnügen — was einen neuen Faktor in das Überleben der Rasse einführt; die früheren Menschen pflegten unerwünschte Kinder auszusetzen; die modernen weigern sich, sie zur Welt zu bringen.
1955 84:7.7 4. The enhancement of parental instinct—each generation now tends to eliminate from the reproductive stream of the race those individuals in whom parental instinct is insufficiently strong to insure the procreation of children, the prospective parents of the next generation.
2015 84:7.7 4. Die Hebung des elterlichen Instinktes. Jede Generation tendiert jetzt dazu, aus dem sich fortpflanzenden Strom der Rasse jene Einzelwesen zu eliminieren, in denen der elterliche Instinkt ungenügend entwickelt ist, um die Zeugung von Kindern — potentiellen Eltern der nächsten Generation — zu sichern.
1955 84:7.8 But the home as an institution, a partnership between one man and one woman, dates more specifically from the days of Dalamatia, about one-half million years ago, the monogamous practices of Andon and his immediate descendants having been abandoned long before. Family life, however, was not much to boast of before the days of the Nodites and the later Adamites. Adam and Eve exerted a lasting influence on all mankind; for the first time in the history of the world men and women were observed working side by side in the Garden. The Edenic ideal, the whole family as gardeners, was a new idea on Urantia.
2015 84:7.8 Aber das Heim als eine Institution, als eine Partnerschaft zwischen einem einzigen Mann und einer einzigen Frau, datiert genauer aus den Tagen Dalamatias, liegt etwa eine halbe Jahrmillion zurück, denn die monogamen Praktiken Andons und seiner unmittelbaren Nachkommen waren schon lange zuvor aufgegeben worden. Es gab indessen vor den Tagen der Noditen und der späteren Adamiten am Familienleben wenig zu bewundern. Adam und Eva übten auf die ganze Menschheit einen dauernden Einfluss aus; zum ersten Mal in der Geschichte der Welt konnte man beobachten, wie Männer und Frauen im Garten Seite an Seite arbeiteten. Das edenische Ideal einer ganzen Familie von Gärtnern war eine für Urantia neue Idee.
1955 84:7.9 The early family embraced a related working group, including the slaves, all living in one dwelling. Marriage and family life have not always been identical but have of necessity been closely associated. Woman always wanted the individual family, and eventually she had her way.
2015 84:7.9 Die frühe Familie umfasste eine miteinander verwandte Arbeitsgruppe, die auch die Sklaven einschloss, und sie lebten alle unter einem Dach. Ehe und Familienleben sind nicht immer identisch gewesen, haben aber zwangsläufig in enger Beziehung gestanden. Die Frau hat es stets nach der individuellen Familie verlangt, und sie hat schließlich ihr Ziel erreicht.
1955 84:7.10 Love of offspring is almost universal and is of distinct survival value. The ancients always sacrificed the mother’s interests for the welfare of the child; an Eskimo mother even yet licks her baby in lieu of washing. But primitive mothers only nourished and cared for their children when very young; like the animals, they discarded them as soon as they grew up. Enduring and continuous human associations have never been founded on biologic affection alone. The animals love their children; man—civilized man—loves his children’s children. The higher the civilization, the greater the joy of parents in the children’s advancement and success; thus the new and higher realization of name pride comes into existence.
2015 84:7.10 Die Liebe zum Nachwuchs ist beinahe universell und hat einen ausgesprochenen Überlebenswert. Die Alten opferten immer die Interessen der Mutter dem Wohl des Kindes; noch heute lecken die Eskimomütter ihre Kinder, anstatt sie zu waschen. Aber die primitiven Mütter nährten und umsorgten ihre Kinder nur, solange sie sehr jung waren; gleich den Tieren wandten sie sich von ihnen ab, sobald sie heranwuchsen. Dauernde und ununterbrochene menschliche Verbindungen haben nie allein auf biologischer Zuneigung beruht. Die Tiere lieben ihre Kinder; der Mensch — der zivilisierte Mensch — liebt seine Kindeskinder[8]. Je höher die Zivilisation, desto größer die Freude der Eltern am Vorwärtskommen und am Erfolg der Kinder; und damit erscheint als neue und höhere Verwirklichung der Stolz auf den Namen.
1955 84:7.11 The large families among ancient peoples were not necessarily affectional. Many children were desired because:
2015 84:7.11 In den Großfamilien der alten Völker herrschte nicht unbedingt Zuneigung. Man wünschte sich viele Kinder, weil:
2015 84:7.13 2. sie eine Altersversicherung darstellten
1955 84:7.15 4. Family pride required extension of name.
2015 84:7.15 4. der Familienstolz die Verbreitung des Namens verlangte
1955 84:7.16 5. Sons afforded protection and defense.
2015 84:7.16 5. Söhne Schutz und Verteidigung gewährleisteten
2015 84:7.17 6. Geisterfurcht große Angst vor dem Alleinsein erzeugte
1955 84:7.18 7. Certain religions required offspring.
2015 84:7.18 7. gewisse Religionen Nachkommen forderten
1955 84:7.19 Ancestor worshipers view the failure to have sons as the supreme calamity for all time and eternity. They desire above all else to have sons to officiate in the post-mortem feasts, to offer the required sacrifices for the ghost’s progress through spiritland.
2015 84:7.19 Ahnenverehrer betrachten das Ausbleiben von Söhnen als das größte Unglück für alle Zeit und Ewigkeit. Sie wünschen sich über alles Söhne, damit diese bei den Totenzeremonien mitwirken und die erforderlichen Opfer für das Weiterkommen der Abgeschiedenen durch das Land der Geister darbringen können.
1955 84:7.20 Among ancient savages, discipline of children was begun very early; and the child early realized that disobedience meant failure or even death just as it did to the animals. It is civilization’s protection of the child from the natural consequences of foolish conduct that contributes so much to modern insubordination.
2015 84:7.20 Bei den einstigen Wilden wurde sehr früh mit der Disziplinierung der Kinder begonnen; und das Kind erkannte sehr bald, dass Ungehorsam Misserfolg, wenn nicht Tod bedeutete, ganz so wie für die Tiere. Es ist der von der Zivilisation gewährte Schutz des Kindes vor den natürlichen Folgen kopflosen Verhaltens, der so sehr zur modernen Aufsässigkeit beiträgt.
1955 84:7.21 Eskimo children thrive on so little discipline and correction simply because they are naturally docile little animals; the children of both the red and the yellow men are almost equally tractable. But in races containing Andite inheritance, children are not so placid; these more imaginative and adventurous youths require more training and discipline. Modern problems of child culture are rendered increasingly difficult by:
2015 84:7.21 Die Eskimokinder gedeihen einfach deshalb mit so wenig Disziplin und Bestrafung, weil sie von Natur aus gefügige Tierchen sind; die Kinder der roten sowie der gelben Menschen sind fast ebenso fügsam. Aber Kinder von Rassen, die ein anditisches Erbe besitzen, sind nicht so ruhig; diese phantasievolleren und abenteuerlustigeren jungen Menschen brauchen mehr Schulung und Disziplin. Die modernen Probleme der Kindererziehung werden immer schwieriger wegen:
1955 84:7.22 1. The large degree of race mixture.
2015 84:7.22 1. des hohen Grades an Rassenvermischung.
1955 84:7.23 2. Artificial and superficial education.
2015 84:7.23 2. der Künstlichkeit und Oberflächlichkeit der Erziehung.
1955 84:7.24 3. Inability of the child to gain culture by imitating parents—the parents are absent from the family picture so much of the time.
2015 84:7.24 3. der Unfähigkeit des Kindes, sich durch Nachahmung der Eltern Kultur anzueignen, da die Eltern die meiste Zeit von der Familienszene abwesend sind.
1955 84:7.25 The olden ideas of family discipline were biologic, growing out of the realization that parents were creators of the child’s being. The advancing ideals of family life are leading to the concept that bringing a child into the world, instead of conferring certain parental rights, entails the supreme responsibility of human existence.
2015 84:7.25 Die alten Vorstellungen von Familiendisziplin waren biologisch, sie kamen aus dem Bewusstsein, dass die Eltern die Urheber des Daseins des Kindes sind. Die fortschreitenden Ideale des Familienlebens führen zu der Vorstellung, dass ein Kind zur Welt zu bringen nicht irgendwelche elterlichen Rechte verleiht, sondern der menschlichen Existenz die allerhöchste Verantwortung auferlegt.
1955 84:7.26 Civilization regards the parents as assuming all duties, the child as having all the rights. Respect of the child for his parents arises, not in knowledge of the obligation implied in parental procreation, but naturally grows as a result of the care, training, and affection which are lovingly displayed in assisting the child to win the battle of life. The true parent is engaged in a continuous service-ministry which the wise child comes to recognize and appreciate.
2015 84:7.26 Die Zivilisation befindet, dass die Eltern alle Pflichten auf sich nehmen müssen und die Kinder alle Rechte haben. Der Respekt des Kindes vor seinen Eltern entsteht nicht aus dem Wissen darum, was man seinen Eltern und Erzeugern schuldet, sondern wächst natürlich als Antwort auf die dem Kind in Liebe gewährte Sorge, Schulung und Zuneigung, während man ihm hilft, den Lebenskampf zu bestehen. Wahre Eltern befinden sich in einem ständigen Dieneramt, das von weisen Kindern mit der Zeit erkannt und gewürdigt wird.
1955 84:7.27 In the present industrial and urban era the marriage institution is evolving along new economic lines. Family life has become more and more costly, while children, who used to be an asset, have become economic liabilities. But the security of civilization itself still rests on the growing willingness of one generation to invest in the welfare of the next and future generations. And any attempt to shift parental responsibility to state or church will prove suicidal to the welfare and advancement of civilization.
2015 84:7.27 In der gegenwärtigen industriellen und städtischen Ära entwickelt sich die Institution der Ehe nach neuen wirtschaftlichen Richtlinien. Das Familienleben ist immer kostspieliger geworden, während die Kinder, die immer einen Gewinn bedeutet hatten, zu einem wirtschaftlichen Passivposten geworden sind. Aber die Sicherheit der Zivilisation selber ruht immer noch auf der zunehmenden Bereitschaft einer Generation, in das Wohl der nächsten und zukünftiger Generationen zu investieren. Und jeder Versuch, die elterliche Verantwortung auf den Staat oder die Kirche abzuwälzen, wird sich auf das Wohl und den Fortschritt der Zivilisation zerstörerisch auswirken.
1955 84:7.28 Marriage, with children and consequent family life, is stimulative of the highest potentials in human nature and simultaneously provides the ideal avenue for the expression of these quickened attributes of mortal personality. The family provides for the biologic perpetuation of the human species. The home is the natural social arena wherein the ethics of blood brotherhood may be grasped by the growing children. The family is the fundamental unit of fraternity in which parents and children learn those lessons of patience, altruism, tolerance, and forbearance which are so essential to the realization of brotherhood among all men.
2015 84:7.28 Die Ehe, mit Kindern und sich daraus ergebendem Familienleben, stimuliert die höchsten Potentiale der menschlichen Natur und liefert zugleich den idealen Rahmen für den Ausdruck der so stimulierten Attribute der sterblichen Persönlichkeit. Die Familie sorgt für die biologische Fortpflanzung der menschlichen Gattung. Das Heim ist der natürliche soziale Ort der Begegnung, wo die heranwachsenden Kinder die Ethik der Bruderschaft unter Blutsverwandten erfassen können. Die Familie ist die fundamentale Einheit der Brüderlichkeit, in der Eltern wie Kinder jene Lektionen in Geduld, Selbstlosigkeit, Toleranz und Nachsicht lernen, die zur Verwirklichung der Brüderlichkeit unter allen Menschen so unentbehrlich sind.
1955 84:7.29 Human society would be greatly improved if the civilized races would more generally return to the family-council practices of the Andites. They did not maintain the patriarchal or autocratic form of family government. They were very brotherly and associative, freely and frankly discussing every proposal and regulation of a family nature. They were ideally fraternal in all their family government. In an ideal family filial and parental affection are both augmented by fraternal devotion.
2015 84:7.29 Die menschliche Gesellschaft würde sich gewaltig verbessern, wenn die zivilisierten Rassen ganz allgemein vermehrt zur Praxis des Familienrates der Anditen zurückkehrten. Jene behielten nicht die patriarchalische oder autokratische Form des Familienregiments bei. Sie waren sehr brüderlich und gesellig, und sie diskutierten in aller Freiheit und Offenheit jeden Vorschlag zur Regelung von Familienangelegenheiten. Sie waren in ihrer Familienführung auf ideale Weise brüderlich. In einer idealen Familie verstärkt sich die Liebe sowohl der Kinder als auch der Eltern unter der Wirkung brüderlicher Hingabe.
1955 84:7.30 Family life is the progenitor of true morality, the ancestor of the consciousness of loyalty to duty. The enforced associations of family life stabilize personality and stimulate its growth through the compulsion of necessitous adjustment to other and diverse personalities. But even more, a true family—a good family—reveals to the parental procreators the attitude of the Creator to his children, while at the same time such true parents portray to their children the first of a long series of ascending disclosures of the love of the Paradise parent of all universe children.
2015 84:7.30 Das Familienleben ist der Erzeuger wahrer Sittlichkeit, der Urheber des Bewusstseins von treuer Pflichterfüllung[9]. Die vom Familienleben aufgezwungenen Personenverbindungen stabilisieren die Persönlichkeit und stimulieren ihr Wachstum durch den Druck notwendiger Anpassung an andere und verschiedenartige Persönlichkeiten. Aber das ist nicht alles: Eine wahre Familie — eine gute Familie — offenbart den elterlichen Erzeugern die Haltung des Schöpfers gegenüber seinen Kindern, während gleichzeitig solche wahren Eltern ihren Kindern die erste in einer langen Reihe von immer höheren Offenbarungen der Liebe des Paradies-Vaters aller Universumskinder geben.
8. DANGERS OF SELF-GRATIFICATION
8. GEFAHREN DER SELBST-BEGLÜCKUNG
1955 84:8.1 The great threat against family life is the menacing rising tide of self-gratification, the modern pleasure mania. The prime incentive to marriage used to be economic; sex attraction was secondary. Marriage, founded on self-maintenance, led to self-perpetuation and concomitantly provided one of the most desirable forms of self-gratification. It is the only institution of human society which embraces all three of the great incentives for living.
2015 84:8.1 Die große Bedrohung des Familienlebens kommt von der beängstigend anschwellenden Flut der Selbst-Beglückung, der modernen Vergnügungssucht. Der erste Anstoß zur Ehe war wirtschaftlicher Art; die sexuelle Anziehung kam erst an zweiter Stelle. Die Ehe, gegründet auf Selbst-Erhaltung, führte zur Selbst-Fortpflanzung und verschaffte zugleich eine der wünschenswertesten Formen von Selbst-Beglückung. Sie ist die einzige Institution der menschlichen Gesellschaft, die alle drei dieser großen Lebensmotivationen in sich vereinigt.
1955 84:8.2 Originally, property was the basic institution of self-maintenance, while marriage functioned as the unique institution of self-perpetuation. Although food satisfaction, play, and humor, along with periodic sex indulgence, were means of self-gratification, it remains a fact that the evolving mores have failed to build any distinct institution of self-gratification. And it is due to this failure to evolve specialized techniques of pleasurable enjoyment that all human institutions are so completely shot through with this pleasure pursuit. Property accumulation is becoming an instrument for augmenting all forms of self-gratification, while marriage is often viewed only as a means of pleasure. And this overindulgence, this widely spread pleasure mania, now constitutes the greatest threat that has ever been leveled at the social evolutionary institution of family life, the home.
2015 84:8.2 Ursprünglich war der Besitz die grundlegende Institution der Selbst-Erhaltung, während die Ehe als einzige Institution der Selbst-Fortpflanzung funktionierte. Obwohl Gaumenfreuden, Spiel und Humor und die periodische sexuelle Befriedigung Mittel der Selbst-Beglückung waren, so bleibt doch die Tatsache bestehen, dass die sich entwickelnden Sitten es unterlassen haben, eine eigene Institution zur Selbst-Beglückung zu schaffen. Und es ist diesem Versagen bei der Entwicklung spezialisierter Techniken zu vergnüglichem Genießen zuzuschreiben, dass alle menschlichen Institutionen so vollständig von dieser Vergnügungssucht durchsetzt sind. Die Ansammlung von Gütern wird ein Instrument zur Vermehrung aller Arten von Selbst-Beglückung, und die Ehe wird oft bloß als ein Mittel zum Vergnügen betrachtet. Und diese Genusssucht, diese weit verbreitete Vergnügungswut stellt jetzt die größte Bedrohung dar, die sich je gegen die evolutionäre gesellschaftliche Institution des Familienlebens, das Heim, gerichtet hat.
1955 84:8.3 The violet race introduced a new and only imperfectly realized characteristic into the experience of humankind—the play instinct coupled with the sense of humor. It was there in measure in the Sangiks and Andonites, but the Adamic strain elevated this primitive propensity into the potential of pleasure, a new and glorified form of self-gratification. The basic type of self-gratification, aside from appeasing hunger, is sex gratification, and this form of sensual pleasure was enormously heightened by the blending of the Sangiks and the Andites.
2015 84:8.3 Die violette Rasse bereicherte die Erfahrung der Menschheit um ein neues, noch unvollkommen verwirklichtes Merkmal — den Spieltrieb zusammen mit dem Sinn für Humor. Beide waren bei den Sangikvölkern und Andoniten bis zu einem gewissen Grad bereits vorhanden, aber die adamische Blutzufuhr hob diese primitive Neigung zum Potential des Vergnügens empor, einer neuen und schöneren Form der Selbst-Beglückung. Der Grundtypus von Selbst-Beglückung neben der Stillung von Hunger ist die sexuelle Beglückung, und diese Form sinnlichen Vergnügens wurde durch die Vermischung der Sangikrassen mit den Anditen gewaltig gesteigert.
1955 84:8.4 There is real danger in the combination of restlessness, curiosity, adventure, and pleasure-abandon characteristic of the post-Andite races. The hunger of the soul cannot be satisfied with physical pleasures; the love of home and children is not augmented by the unwise pursuit of pleasure. Though you exhaust the resources of art, color, sound, rhythm, music, and adornment of person, you cannot hope thereby to elevate the soul or to nourish the spirit. Vanity and fashion cannot minister to home building and child culture; pride and rivalry are powerless to enhance the survival qualities of succeeding generations.
2015 84:8.4 Es liegt eine wirkliche Gefahr in der Kombination von Rastlosigkeit, Neugier, Abenteuerlust und Hingabe an das Vergnügen, die für die nachanditischen Rassen so charakteristisch ist. Der Hunger der Seele kann nicht durch physische Freuden gestillt werden; die Liebe zu Heim und Kindern wird durch eine unbesonnene Jagd nach dem Vergnügen nicht gesteigert. Solltet ihr auch alle Ressourcen von Kunst, Farbe, Klang, Rhythmus, Musik und persönlichem Schmuck erschöpfen, so könnt ihr dennoch nicht hoffen, dadurch eure Seele zu erheben oder euren Geist zu ernähren. Eitelkeit und Mode können nichts zum Aufbau eines Heims und zur Kindererziehung beitragen; Stolz und Rivalisieren sind machtlos, die Überlebensqualitäten der aufeinander folgenden Generationen zu steigern.
1955 84:8.5 Advancing celestial beings all enjoy rest and the ministry of the reversion directors. All efforts to obtain wholesome diversion and to engage in uplifting play are sound; refreshing sleep, rest, recreation, and all pastimes which prevent the boredom of monotony are worth while. Competitive games, storytelling, and even the taste of good food may serve as forms of self-gratification. (When you use salt to savor food, pause to consider that, for almost a million years, man could obtain salt only by dipping his food in ashes.)
2015 84:8.5 Alle vorwärts strebenden himmlischen Wesen genießen gewisse Zeiten der Erholung und erfreuen sich des Wirkens der Leiter der Rückschau. Alle Bestrebungen, sich heilsame Abwechslung zu verschaffen und erbauendem Spiel hinzugeben, sind gesund; erfrischender Schlaf, Ruhe, Erholung und jeder Zeitvertreib, der vor langweiliger Monotonie schützt, sind lohnend. Wettspiele, Geschichtenerzählen und sogar gut schmeckendes Essen können als Formen der Selbst-Beglückung dienen. (Wenn ihr zum Würzen der Speisen Salz verwendet, dann sinnt einen Augenblick darüber nach, dass der Mensch während beinahe einer Million Jahren Salz nur erhalten konnte, indem er seine Nahrung in Asche tauchte.)
1955 84:8.6 Let man enjoy himself; let the human race find pleasure in a thousand and one ways; let evolutionary mankind explore all forms of legitimate self-gratification, the fruits of the long upward biologic struggle. Man has well earned some of his present-day joys and pleasures. But look you well to the goal of destiny! Pleasures are indeed suicidal if they succeed in destroying property, which has become the institution of self-maintenance; and self-gratifications have indeed cost a fatal price if they bring about the collapse of marriage, the decadence of family life, and the destruction of the home—man’s supreme evolutionary acquirement and civilization’s only hope of survival.
2015 84:8.6 Der Mensch freue sich; die menschliche Rasse finde ihr Vergnügen auf tausenderlei Art; die evolutionäre Menschheit erforsche alle Formen legitimer Selbst-Beglückung, Früchte ihres langen biologischen Emporkämpfens. Der Mensch hat einige seiner heutigen Freuden und Vergnügen wohl verdient. Aber verliert das Ziel eurer Bestimmung nicht aus den Augen! Die Vergnügungen sind in der Tat selbstmörderisch, wenn es ihnen gelingen sollte, das Eigentum, das zur Institution der Selbst-Erhaltung geworden ist, zu zerstören; und man hat für die Selbst-Beglückungen einen tödlichen Preis bezahlt, wenn sie den Zusammenbruch der Ehe, den Niedergang des Familienlebens und die Zerstörung des Heims bewirken sollten — der höchsten evolutionären Leistung des Menschen und einzigen Hoffnung für das Überleben der Zivilisation.
2015 84:8.7 [Dargeboten von dem Chef der auf Urantia stationierten Seraphim.]